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RKI stuft Corona-Gefahrenlage herunter

Statt „sehr hoch“ sei das Risiko in Deutschland nur noch „hoch“, so die Expert:innen. Berlin und Hamburg lockern derweil die Regeln für Restaurants

Trotz der positiven Entwicklung sterben immer noch fast 1.000 Menschen pro Woche mit Corona

Das Robert-Koch-Institut (RKI) senkt die Corona-Risikoeinstufung für Deutschland um eine Stufe von „sehr hoch“ auf „hoch“. Das kündigten RKI-Chef Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag in Berlin unter Verweis auf das nachlassende Infektionsgeschehen an. „Die Lage wird besser“, sagte Spahn. Zugleich warnte er vor Übermut.

„Wir haben Grund zur Zuversicht“, sagte Spahn. Die Inzidenzen würden sinken, die Impfkampagne laufe parallel „auf Hochtouren“ und zeige bereits erste Effekte. Wenn es so weitergehe, dann kann das ein richtig guter Sommer werden“. Die Fortschritte habe sich die Bevölkerung „hart erarbeitet“.

„Wir sind noch mitten in der Pandemie“, betonte der Minister aber zugleich. Angesichts sinkender Infektionszahlen und sich entspannender Lage in den Krankenhäusern werde derzeit zwar vieles wieder möglich und geöffnet. Zugleich zeige allerdings auch ein Blick etwa nach Großbritannien, wie sich das Infektionsgeschehen trotz einer fortschreitenden Impfkampagne beim Auftreten neuer Coronavarianten wieder verschärfen könne.

RKI-Chef Wieler lobte ebenfalls die „erfreuliche Entwicklung der letzten Wochen“. Von mehr als 400 Landkreisen in Deutschland gebe es nur noch vier mit einer 7-Tage-Inzidenz über 100. Es lägen insgesamt weniger Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen in den Krankenhäusern und auch auf den Intensivstationen. Vor diesem Hintergrund wurde die Risikoeinstufung des RKI im Laufe des Dienstags heruntergesetzt.

Allerdings gebe es immer noch zu viele Coronatote, mahnte Wieler. Es gehe um „annähernd 1.000“ Todesfälle pro Woche. Auch hier sei aber ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

Die gute Entwicklung sei insbesondere denjenigen Bür­ge­r:in­nen zu verdanken, die sich an die Vorschriften halten und die sich impfen lassen, sagte Wieler. In den nächsten Wochen müssten diese beiden Wege der Pandemiebekämpfung weiterbeschritten werden. Die Einstufung „sehr hoch“ galt seit Mitte Dezember.

Spahn bekräftige das Ziel der Bundesregierung, einem „Großteil“ der impfwilligen Bevölkerung im Laufe der kommenden Wochen ein erstes Impfangebot zu machen. Etwa die Hälfte der Erwachsenen hätten dieses bereits bekommen, sagte er. Angesichts der demnächst zu erwartenden weiteren großen Vakzinlieferungen von Impfstoffherstellern könnten auch die übrigen bald folgen.

Zudem kündigte der Minister neue Bund-Länder-Beratungen über das Vorgehen in der Pandemie an. „Wir werden ja nächste Woche, wenn ich es gerade richtig im Kopf habe, mit den Ministerpräsidenten, mit den Bundesländern noch mal darüber reden, wo wir auch stehen, wie es dann auch weitergeht im Sommer mit weiteren Schritten“, sagte er. Ein konkretes Datum für die Beratungen wurde zunächst nicht bekannt.

Die Regierungen Hamburgs und Berlins gaben derweil weitere Lockerungspläne bekannt. Angesichts sinkender Infektionszahlen dürfen Restaurants in beiden Städten vom Wochenende an ihre Innenräume wieder öffnen. Wer in Restaurants drinnen sitzen will, braucht aber einen negativen Schnelltest

In Berlin ist ab dann in der Außengastronomie und beim Einkauf auch kein negativer Schnelltest mehr nötig. Auch Veranstaltungen im Freien mit bis zu 500 Teil­neh­me­r:in­nen sind in der Hauptstadt dann wieder erlaubt. Drinnen sollen es maximal 100 Menschen sein. Bei technischer Belüftung der Räume sollen auch 500 möglich sein. Private Treffen sind künftig wieder mit mehr Menschen zugelassen als zuletzt. In geschlossenen Räumen dürfen sich dann bis zu sechs Menschen aus drei Haushalten treffen, draußen bis zu zehn Menschen aus fünf Haushalten.

In Hamburg wird zusammen mit den Lockerungen aber zugleich ein Alkoholverbot eingeführt, das für das beliebte Schanzenviertel und Teile von Sankt Pauli gilt. Im Schanzenviertel hatten sich am vergangenen Wochenende Tausende Menschen versammelt, viele waren alkoholisiert und aggressiv und bewarfen Po­li­zis­t:in­nen mit Flaschen. (afp, dpa)

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