: „Krieg ist keine Party“
Der Friedensbeauftragte der Kirche kritisiert die Bundeswehr-Werbung für Minderjährige scharf
Der Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Jasper von Legat, hat die seiner Ansicht nach „aggressive“ Nachwuchswerbung der Bundeswehr scharf kritisiert. „Es ist nicht seriös, wenn die Bundeswehr Minderjährige anspricht und ihnen den Beruf des Soldaten als Abenteuerurlaub schildert“, sagte er. Wenn die Bundeswehr 16-Jährigen systematisch Werbung per Post zuschicke oder ihnen in den sozialen Medien Erlebniscamps verspreche, sei das keine normale Nachwuchswerbung.
Dass Unternehmen und gesellschaftliche Institutionen Strategien gegen den Fachkräftemangel entwickelten, sei verständlich, sagte von Legat. „Doch können Jugendliche schon eine informierte und unabhängige Entscheidung über einen Beruf treffen, der ihr Leben und ihre Gesundheit gefährden kann? Ich bezweifle das.“ In den Werbematerialien gehe es um guten Verdienst, Aufstiegsmöglichkeiten und Führungsverantwortung. „Aber nicht um Auslandseinsätze, Töten oder Gefahr für das eigene Leben. Ein Auslandseinsatz ist kein Abenteuercamp, und Krieg ist keine Party!“
Von Legat kritisierte weiter, dass die Einwohnermeldeämter mit der Bundeswehr kooperierten. Viele Eltern seien verärgert, dass ihren Kindern ohne ihre Einwilligung vermeintlich verlockende Karrierechancen angeboten würden. Es sei „bedenklich“, dass Corona-Impfbenachrichtigungen aufgrund von Datenschutzbestimmungen nicht hätten verschickt werden können, die Bundeswehr aber Zugriff auf die Daten Minderjähriger habe, um ihr Werbematerial versenden zu können, betonte von Legat. „1.706 unter 18-jährige junge Menschen wurden allein 2019 rekrutiert“, sagt das Bremer Friedensforum.
Die Bundeswehr verweist in ihrer Werbung ausdrücklich darauf, dass die kommunalen Meldeämter jährlich Namen, Vornamen und Anschrift aller Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die im nächsten Jahr volljährig werden, an die Bundeswehr übermitteln. Wer dies nicht wolle, müsse dem nach Paragraf 36 des Bundesmeldegesetzes aktiv widersprechen.
Der Friedensbeauftragte forderte die Bundeswehr auf, die Rekrutierung Minderjähriger per Post, in den sozialen Medien oder durch Schulungs-Offiziere grundsätzlich einzustellen. Außerdem sollten die Adressdaten aller Minderjährigen, die mit der Bundeswehr in Kontakt getreten seien, nicht gespeichert werden. (epd)
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