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Zorn auf die Politik

Trotz einer ausgetüftelten Teststrategie findet das Fusion Festival auch in diesem Jahr nicht statt

Die Subkultur lebt: Wer jemals selber das Fusion Festival besucht hat, weiß, dass das ein Erlebnis ist, das man nicht so schnell vergisst. „Die Fusion zeigt: Eine andere Welt ist möglich“, heißt es in einer taz-Reportage von 2019. Seit fast 25 Jahren pilgern normalerweise jeden Sommer Zehntausende ins mecklenburgische Lärz nahe dem Müritzsee, um auf einem ehemaligen Militärflugplatz, der 1993 von der russischen Armee verlassen wurde, den Hippie-Traum eines weitgehend unkommerziellen Festivals wahr werden zu lassen.

Auf der Fusion gibt es weder Großsponsoren noch Werbung, dafür aber viele vegetarische Stände, spannende Musik und Theater aus aller Welt. Wer sich das nicht ganz billige Wochenendticket nicht leisten kann, der hat die Möglichkeit, sich beim festival­eigenen Arbeitsamt zu melden und sich den Eintritt durch Schichteinsätze zu erarbeiten. Immerhin rund 10.000 Menschen sind nach Angaben des Veranstalters, des Vereins Kulturkosmos Müritz, allein mit der Organisation und Durchführung beschäftigt.

Dieses Jahr hatte sich das Fusion-Team ein besonders ausgeklügeltes Verfahren ausgedacht, um das Festival trotz Pandemie durchzuführen. Dazu sollten unter anderem an mehreren Stellen, darunter in Berlin, Hamburg und Lärz, Teststellen mit PCR-Tests eingerichtet werden. Und statt einem Wochenende mit 70.000 Be­su­che­r*in­nen sollte die Fusion vom 24. Juni bis 4. Juli an zwei Wochenenden mit je 35.000 Gästen stattfinden. Anfang Mai hatte das Hygienekonzept vom zuständigen Gesundheitsamt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte dann auch grünes Licht bekommen.

Doch die Genehmigungsbehörde ist das Ordnungsamt in Röbel. Und das entschied nach Prüfung, dass die Fusion zum zweiten Mal hintereinander nicht stattfinden dürfe, weil Großveranstaltungen derzeit immer noch nicht zulässig sind. Die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen zeigten sich enttäuscht. Auf der Fusion-Homepage ist gar von „Zorn auf die Politik“ die Rede, da sie „die auflaufende dritte Welle der Pandemie sehenden Auges ignoriert und der Wirtschaft zuliebe über Monate konsequentes Handeln unterlassen hat“. Das Fusion-Team will aber trotzdem nicht ganz aufgeben und hat die Hoffnung, dass „im August in Lärz und an anderen Orten der Bass zurückkehren wird, die Kultur zu neuen Ufern aufbrechen und wir uns unsere Feierräume zurückerobern werden“.

Das große Fusion Festival, das für dieses Jahr schon ausverkauft war, soll aber erst ab Ende Juni 2022 nachgeholt werden – die Tickets aus diesem Jahr behalten ihre Gültigkeit. (os)

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