: Kritik in Scherben
Hannovers Uni-Asta steht unter verbalem Beschuss von rechts. Nun wurde eine Scheibe eingeworfen
Von Michael Trammer
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben Unbekannte einen faustdicken Stein in das in 4 Meter Höhe gelegene Fenster der Allgemeinen Studierendenvertretung (Asta) der Leibniz-Uni Hannover geworfen. In unmittelbarer Nähe sollen in der gleichen Nacht Sticker der Identitären Bewegung aufgetaucht sein. Bilder auf dem Instagram-Kanal des Asta zeigen die zerstörte Scheibe des Sitzungsraums. „Das Gewaltausmaß nach einer öffentlich angebrachten Kritik unsererseits hat mit diesem Wurf ein neues Niveau erreicht. Wir sind sehr erschrocken und wütend über diese Tat“, sagt Tobias Kiene vom Asta, „an unserer ideologiekritischen Perspektive auf das universitäre Geschehen wird das aber rein gar nichts ändern – im Gegenteil!“
In der vergangenen Woche hatten sich die Studierenden gemeinsam mit dem Fachrat Sozialwissenschaften an die Öffentlichkeit gewandt und die Vergabe einer Dozierendenstelle an einen aktiven Polizisten kritisiert. Ihre Kritik: fehlende Distanz zum Forschungsobjekt. Ein angekündigter Teil des Seminars zu „Racial Profiling“ solle nicht stattfinden, berichteten Seminarteilnehmer*innen der taz. Was auf das Statement und die Ankündigung eines Vortrags mit dem Titel „Who protects us from you? Kritik an der Polizei und warum das nicht reicht“ folgte, war vor allem medialer Gegenwind.
Uni-Präsident Volker Epping gab der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung ein Interview, in dem er eine vermeintliche Cancel Culture witterte. Der RCDS sprach sich gegen den Asta aus. In den Kommentarspalten der Lokalzeitungen tobte der Mob.
Nicht zum ersten Mal wird der Asta Ziel von Attacken. Seitdem Studierende im vergangenen Jahr öffentlich die Äußerungen von Stefan Homburg, dem mittlerweile pensionierten Leiter des Instituts für Finanzwissenschaften, bei Corona-Relativierer*innen-Demonstrationen kritisierten, hagelt es Hassmails und Telefonanrufe. Im September schickten Unbekannte Fäkalien per Post. Die Studierenden haben sich nach der jüngsten Attacke an das Justiziariat der Universität gewandt. Die Polizei sagt auf Anfrage der taz, eine Anzeige liege noch nicht vor.
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