: Sehr teure gelbe Striche
In der Hafencity wurde der dritte Pop-up-Radweg in Hamburg eingeweiht. Über Kosten und Nutzen sind sich Bund der Steuerzahler und die Fahrradlobby uneins
Von Emmy Thume
Die Straße zwischen Sandtorkai und Brooktorkai in der Hafencity wird seit Sonntag von gelben Streifen geziert, die die Fahrbahn neu einteilen. Es ist ein Pop-up-Fahrradweg, und damit der dritte in Hamburg. Ab sofort haben Autos dort zwischen 2,80 und 3,70 Meter weniger Fahrbahn, die nun den Fahrradfahrenden zur Verfügung stehen. Die 1,85 Kilometer lange Pop-up-Bikelane verbindet den Hamburger Osten mit Innenstadt und Hafencity.
Um die Baukosten von 182.000 Euro wird diskutiert.Zu viel, findet der Bund der Steuerzahler, zumal das alles ja nur ein Versuch ist. Der stellvertretende Vorsitzende Jürgen Nielsen spricht von „Grüner Symbolpolitik“. Grundsätzlich begrüße man zwar die Bemühungen der Stadt, den Radverkehr zu fördern. „Allerdings zeigt sich beim Pop-up-Radweg in der Hafencity, dass gut gemeint nicht gut gemacht bedeutet.“ Nielsen kritisiert, dass so viel Geld in provisorische Baumaßnahmen investiert werde.
Die zuständige Behörde für Verkehr und Mobilitätswende strebt an, die Wege mittelfristig durch bauliche Maßnahmen zu verstetigen. Sie begründet den Bau der Pop-up-Wege damit, dass diese kurzfristig Lücken schließen könnten, um eine durchgängige Radverkehrsinfrastruktur zu schaffen.
Aber wie kommt die hohe Summe von dem vorläufigen Fahrradweg zustande, der an baulichen Maßnahmen lediglich aus gelb markierten Streifen, Fahrradsymbolen und einigen Markierungsnägeln besteht? Tatsächlich liegt es an den Streifen: Die Behörde berichtet, dass die Markierungsarbeiten mit rund 154.000 Euro den Hauptteil der Kosten beanspruchten. Hinzu kommen Baustelleneinrichtung, Verkehrssicherung und Beschilderungen.
Innerhalb des nächsten Jahres wird anhand der Unfallzahlen, des Verkehrsaufkommens, der Rückmeldung aus der Bevölkerung und eines eventuell ohnehin geplanten Umbaus der Strecke entschieden, ob der Pop-up-Weg zu einem permanenten Fahrradweg umgebaut wird. Der Aufwand ist dabei nicht zwingend geringer, als wenn vorher kein Radweg da gewesen wäre, räumt die Behörde ein. Allerdings würden zumindest die Planungskosten nicht noch mal anfallen.
Dirk Lau, der Sprecher vom Fahrrad-Club ADFC in Hamburg, begrüßt die Investition in eine bessere Radinfrastruktur. Und das auch bei Kosten in dieser Höhe, zumal die im Vergleich zu den Summen, die auch Hamburg immer noch für den Bau von der Mobilitätswende widersprechenden Maßnahmen ausgebe, verschwindend gering seien. Etwa für die geplante Autobahn A26 Ost.
Pop-up-Radwege sind für den ADFC eine gute Möglichkeit, um den Radverkehr ohne langen Planungsvorlauf sicherer zu gestalten. Den Standort Hafencity findet Lau erfreulich. Wie am Schlump und in der Max-Brauer-Allee (den anderen beiden Pop-up-Fahrradwegen in Hamburg) gab es in der Hafencity vorher keine sichere Radverkehrsinfrastruktur. Die Freigabe des Pop-up-Radwegs am Sandtorkai für den Baustellen-Lieferverkehr von 9 bis 15 Uhr sei allerdings kaum im Sinne des Verkehrsversuchs, obwohl zugeparkte Radwege auch sonst zum Fahrradalltag in Hamburg gehörten.
Der ADFC hätte jedoch andere Strecken bei der Errichtung neuer Pop-up-Radwege in Hamburg für sinnvoller erachtet. Lau schlägt zum Beispiel die Straßen Reeperbahn, An der Alster oder die Wandsbeker Chaussee vor, zumal diese Straßen im Unterschied zum Sandtorkai schon heute echte Hotspots mit sehr hohem Radverkehrsaufkommen seien. Die Behörde bereitet momentan einen weiteren Pop-up-Radweg an der Hallerstraße vor.
Der ADFC findet den Ansatz der Pop-up-Lanes nicht nur trotz, sondern auch wegen der Umverteilung des Raumes gut für eine baldige Mobilitätswende. Denn „diese gelingt auch in Hamburg nur“, sagt Lau, „wenn dem Autoverkehr deutlich mehr Platz zugunsten der klimafreundlichen Verkehrsmittel weggenommen wird.“
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