: Anschlag bleibt unterbelichtet
Ein Brand beim Braunschweiger Antifa-Café deutet auf Rechte
Ein Brandanschlag gegen das „Antifaschistische Café“ (AC) in Braunschweig wurde am Dienstag verübt. Im Innenhof an der Tür des Cafés in der niedersächsischen Stadt haben Unbekannte einen Kinderanhänger angezündet. Steinwand und Holzfensterverkleidung sind beschädigt, aber es hätte noch schlimmer kommen können. Das Haus hätte abbrennen können. Anwohner hatten den Brand bemerkt und konnten ihn löschen, bevor das Haus oder die anliegenden Gebäude Feuer fingen.
Die kurz darauf eintreffende Feuerwehr informierte auch die Polizei, die zumindest an diesem Abend offenbar untätig blieb. In ihrer Pressemitteilung heißt es: „Dass ein Cafe betroffen war, wurde der Polizei erst am nächsten Morgen bekannt.“ Der Tatort wäre „daraufhin umgehend durch Spezialisten des Kriminaldienstes und der Spurensicherung aufgenommen“. Auffallend auch: In der Mitteilung fehlt der Hinweis auf den politischen Hintergrund des Cafés. Zumindest in dieser Mitteilung bleibt das mögliche politische Tatmotiv unterbelichtet.
Im vergangenen Jahr konnte das AC sein 30-jähriges Jubiläum feiern. 1990 hatten Autonome den Treffpunkt im Cyriaksring eröffent, „für Leute, die sich aktiv gegen Nazis, Rassismus und Kapitalismus engagieren“. Seit damals findet jeden Freitag das Antifa-Café statt, auch Veranstaltungen, Filme und Diskussionen werden dort angeboten.
Auch in der rechtsextremen Szene ist der linke Treffpunkt bekannt. Das AC lässt keine Zweifel aufkommen, wo es die Täter verortet. Kurz nach der Tat seien zwei stadtbekannte Rechtsextreme am nahegelegen Einkaufszentrum „Weisses Ross“ gesichtet worden, schreibt das AC in einer Mitteilung. Die Rechtsextremen trafen sich dann mit weiter Kameraden am Durchgang zum Ärztehaus C32. Um 20 Uhr soll die Gruppe an einer Bushaltestelle Nazisticker verklebt haben. Ein Streifenwagen sei eine Stunde nach der Tat in unmittelbarer Nähe an den Rechten vorbeigefahren. Eine Kontrolle sei nicht erfolgt, schreibt das AC.
In den vergangenen Monaten traten in der Stadt Rechte vor allem aus der Kleinstpartei „Die Rechte“ äußerst militant auf. Am Frankfurter Platz gingen sie mehrfach Personen an, es kam zu verbalen Übergriffen und auch körperlichen Angriffen. Im Januar dieses Jahres wurden die Scheiben des Busses des Braunschweiger Kreisverbandes der „Sozialistischen Jugend – Die Falken“ eingeworfen und im Dezember die Reifen zerstochen. Ein sichtbar queeres Mitglied des Verbandes wurde im vergangenen Jahr mitten in der Innenstadt angegriffen. Seit Monaten bedrohen Rechte den ehemaligen Sprecher des „Bündnisses gegen rechts“. Per Post sendeten sie einen Schweinekopf an seine Privatadresse. Andreas Speit
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