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19-Jähriger kollabiert in Polizeizelle

Nach Kontrolle in Delmenhorst kollabiert: Zweifel an Polizeiversion

Von Michael Trammer

Drei Tage nach dem Tod eines 19-Jährigen in einer Polizeizelle in Delmenhorst (Niedersachsen) gibt es weiter offene Fragen. Qosay K. und ein Freund waren am Freitagabend im zentralen Wollepark von zwei Zi­vil­po­li­zis­t*in­nen wegen angeblichen Betäubungsmittelkonsums kontrolliert worden. Laut Polizei rannte der 19-Jährige weg, es sei zu einem Handgemenge und Pfeffersprayeinsatz gekommen. K. habe einem Beamten mit der Faust gegen den Kopf geschlagen und sei erst durch einen zweiten Beamten überwältigt worden. Von Sa­ni­tä­te­r*in­nen habe er nicht behandelt werden wollen.

In einer Gewahrsamszelle soll K. dann gegen 20 Uhr, als er auf eine Blutentnahme wartete, das Bewusstsein verloren haben. Be­am­t*in­nen bemerkten dies durch das Videoüberwachungssystem und leiteten Notfallmaßnahmen ein. Später verstarb Qosay K. im Krankenhaus. Die Todesursache ist noch ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg schloss am Montag laut einem vorläufigen Gutachten eine Gewalteinwirkung von außen als Todesursache aus. Weitere Untersuchungen, darunter eine toxikologische Begutachtung, blieben abzuwarten.

Die Familie des 19-Jährigen äußerte sich zunächst nicht öffentlich. Ihr Anwalt bestätigte der taz, dass die Angehörigen Qosay K. vor der Obduktion nicht mehr sehen konnten. In einer Facebook-Gruppe schreibt die Schwester des zweiten kontrollierten Mannes, dieser schildere die Vorgänge ganz anders als die Polizei. Qosay K. habe die ärztliche Versorgung nicht abgelehnt, sondern die Sa­ni­tä­te­r*in­nen hätten behauptet, er schauspielere. Die weiteren Ermittlungen übernimmt aus „Neutralitätsgründen“ die Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt.

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