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Registrierungspflicht bei MessengernEin Fest für Facebook

Kommentar von Svenja Bergt

Das Innenministerium möchte, dass Nut­ze­r:in­nen von WhatsApp & Co sich künftig registrieren sollen. Es wäre das Ende der digitalen Anonymität.

„Digitaler Fingerabdruck“ – den großen Messenger-Diensten wäre es ein Fest Foto: United Archives/imago

V om CSU-geführten Innenministerium ist man ja mittlerweile rechtsstaatlich fragwürdige Positionen gewohnt. Für Vorratsdatenspeicherung, gegen Verschlüsselung, und wenn Innenminister Horst Seehofer könnte, hätte er wahrscheinlich auch nichts dagegen, die Sicherheitsbehörden mit einer größeren Zahl an Drohnen auszustatten, um diese ab und an anlasslos patrouillieren zu lassen.

Aber ein neuer Forderungskatalog aus dem Hause Seehofer, auf den zuerst der auf Datenschutz und Anonymität fokussierteE-Mail-Provider Posteo hingewiesen und den dann das Portal Netzpolitik.org veröffentlicht hat, sorgt dann doch für einen Ist-das-eigentlich-schon-der-1.-April-Moment. Darin steht nämlich unter anderem: Menschen, die Messenger- oder E-Mail-Dienste nutzen, sollen sich dort registrieren müssen. Mit Name, Anschrift und Geburtsdatum. Und mit einer Verifikation derselben per Ausweis. Kurze Pause, sacken lassen – angekommen?

Oh, was wäre das für ein Fest für große Plattformen wie Google, Apple, und Facebook (samt Whatsapp), deren Messenger- und E-Mail-Dienste viele Menschen nutzen. Aber auch mittelgroße Anbieter wie GMX oder die Telekom würden singen. Singen! Bekämen sie doch künftig Ausweisdaten gratis und frei Haus geliefert. Und damit die Möglichkeit, noch umfassendere und vor allem verifizierte Profile zu bilden. Und diese mit Daten von anderen Diensten zu verknüpfen. Und sie zu Geld zu machen. Und sich von Ha­cke­r:in­nen klauen zu lassen – ähm, nein, das natürlich nicht, wer käme denn auf so etwas.

Es wäre, so nebenbei, auch das Ende von anonymer digitaler Kommunikation. Korrektur: Es wäre für die meisten Menschen in Deutschland das Ende von anonymer digitaler Kommunikation. Denn es würde natürlich weiterhin Anbieter im Ausland geben, mitunter leider mit sehr zweifelhaftem Hintergrund und Datenschutzverständnis, für die so eine deutsche Gesetzesänderung maximal so mittelinteressant ist.

Während das Innenministerium in der Bundespressekonferenz auf Nachfrage des Reporters Tilo Jung die Forderungen rechtfertigte, beeilte sich der CDU-Digitalpolitiker Thomas Jarzombek auf Twitter, die Sache abzumoderieren. Die kursierenden Forderungen seien „alles Punkte des BMI, die in der Ressortabstimmung durchgefallen sind“. Aufatmen? Schön wär’s. Wenn Jarzombeks Aussage stimmt, haben wir dem Abgrund den Rücken zugedreht. Das heißt nicht, dass er nicht mehr da ist.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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33 Kommentare

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  • Wenn ihr am Montag abend RTL geguckt hättet, wüsstet ihr glaube, warum jetzt diese Diskussion wieder aufkommt.



    Es gibt nun mal in diesen ganzen Online Foren und Messanger Diesten so viel Kiminalität, das die Regierung nun doch irgendwann mal was machen muss... Und sorry aber ich verziechte liebend gern auf Anonymität, wenn dafür mein Kind sicher surfen kann.

    • @Andreas Baderke:

      Traurig wenn ich so etwas lesen muss. Ihr Kind ist keinesfalls geschützt, denn da wo der Schutz dieser Regelung anfängt, da hört er bei anderen auf, z.B. Google, Facebook, .. (lesen sie bitte den Artikel vollständig). Nicht nur wird ihr ganzes leben profiliert, nein, auch Ihre Daten gehen oft an Dritte die sonst etwas damit anstellen können und dies auch in der Regel tun. Mal ganz geschweige denn von Datenmissbrauch (oder Daten die von Hackern abgegriffen werden, die noch viel schlimmeres damit anstellen), können künftig Sie als Person bevorurteilt werden (dies ist teilweise sogar schon in der Praxis im Gange). Zum Beispiel können Bewerber anhand dieses Daten-Profiling durch Algorithmen automatisiert aussortiert werden, ohne dass sie jemals die Möglichkeit hatten Ihren Standpunkt der Geschichte zu erläutern. Wenn Sie möchten dass Ihr Kind in einer solchen Welt aufwächst in der sie nur noch eine Nummer sind, dann sind wir von China nicht mehr weit entfernt. Recherchieren sie immer sorgfältig wofür Sie eigentlich stimmen, denn das kann tatsächlich die Zukunft Ihrer Kinder entscheidend beeinflussen.

    • @Andreas Baderke:

      Nach kurzer Recherche: Sie meinen wohl „RTL Spezial: "Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen können"“. Hier ein paar Punkte, die Sie vielleicht in Ihre Überlegungen mal mit einbeziehen könnten. Und bitte nicht falsch verstehen, ich möchte in keinster Weise das widerliche Cybergrooming rechtfertigen, schützen oder sonst was. Und bitte auch nicht auf Sie beziehen, ich meine das allgemein.

      - Wikipedia zufolge ist Knuddels ein Dienst für Menschen ab 14 Jahren, der das anonyme Chatten ermöglicht. Registriere ich mich für so einen Dienst, muss ich damit rechnen, dass ich, nicht nur bzgl. Cybergrooming, auch A***ern begegne (generell: das Internet ist nicht nur Klicki-Bunti, das muss den meisten mal in den Kopf). Was erwarten Sie? Sie treffen einen Haufen wildfremder Menschen?

      - Für Kinder gibt es eine Aufsichts- und Fürsorgepflicht der Eltern. Ja, diese mag mit zunehmenden Alter der Kinder schwieriger werden. Dennoch, sie endet nicht am PC oder dem Internet. Sollten die Eltern ein Problem damit haben, dass Ihr Kind solche Dienste nutzt, was wäre, mit dem Kind darüber zu reden, über Gefahren aufzuklären etc. Im worst case muss man halt auch mal Dinge verbieten oder blocken (ja, für PC und Internet kann man sich auch einmal ein paar Stunden mit der technischen Seite beschäftigen. Faulheit und Bequemlichkeit regieren hier oft.)

      - Wie wäre ein Chatdienst für Kinder, bei dem sich die Eltern mit ihrem Kind identifizierbar registrieren müssen? Dann ist das aber dieser Chatdienst und nicht quasi das gesamte Internet

      • @WieJetzt:

        Ergänzend:

        - Viele Dienste machen von ihrem Hausrecht Gebrauch. Die taz z.B. ließt Kommentare vor Veröffentlichung gegen. Andernorts kann man Dinge melden etc.

        - Was ist z.B. mit Menschen die HIV positiv sind oder mit Alkoholikern, die sich anonym austauschen wollen ohne Angst haben zu müssen, dass ihre persönlichen Daten monetarisiert, mit anderen Daten akkumuliert und weitergeben oder gestohlen werden (mit potentiell schwerwiegenden Folgen für Betroffene)? Merke: das Internet vergisst nur selten

        - Was ist mit… Die Liste ist endlos. Einfach mal etwas weiter über den Tellerrand schauen und nicht bei den gegenwärtigen eigenen vier Wänden aufhören. Siehe dazu als Anfang den Link, den ich weiter unten gepostet habe

        - „Festnahme und Ermittlungen nach „Angriff auf unsere Kinder““ Und das ohne weitere Befugnisse und Gesetze. Ganz so hilflos sind wir also jetzt schon nicht. Wohl eher mangelt es oft an konsequentem Handeln.

  • Am besten sind die "Sie haben einen 500€ Gutschein gewonnen. Tragen Sie hier ihre E-Mail ein und drücken sie auf "weiter". -> Name, Nachname, Strasse, PLZ, Wohnort, Festnetznummer, Handynummer, IBAN, ...



    Dann steht da irgendwo hinter einem Link, was die mit den ganzen Daten machen dürfen in der Größe einer kleinen Bibel. Wer das wirklich durchliest macht dann nicht mehr mit. Aber die 500€ will man ja haben.



    Soll doch mitmachen wer will. Ist ja schliesslich Alles freiwillig. ;-)

  • Bitte die SPD nicht vergessen! Wie das kommende Wahlprogramm aller Wahrscheinlichkeit nach zeigen wird.

    Für Näheres suche man z.B. nach "SPD-Wahlprogramm Identifizierungspflicht"

    Was diese Themen betrifft ziehen doch Union, SPD und auch Grüne (siehe z.B. Polizeigesetz in Hessen) immer öfter an einem Strang.

    Kompetenz in der Digitalpolitik: nach wie vor selten. Achtung vor dem Grundgesetz: schwindend

  • Die Hysterie gegenüber WhatsApp ist für Android, Iphone oder Facebookaccountbesitzer absolut unverständlich! èber den 3 obengennanten Accounts wird weitaus mehr in einem Monat von einem Kunden preigegeben als Whatsapp im ganzen Leben.

    Deshalb, bleibt cool oder werft einfach euer Handy weg und löscht die Socialmedia-accounts, dann dürft ihr über Wahtsapp jammern. ;)

    • @Daniel Wermelinger:

      Oder man verwendet Open Source, wo man im Quellcode nachvollziehen kann, was mit deinen Daten passiert. Es gibt sowohl freie, quelloffene Software für Smartphones, als auch freie Smartphones selbst. Mastodon ist ein guter Messenger. Matrix oder XMPP sind auch nice.

      Aber klar: Mit dem Finger zu zeigen und alle als Heuchler abstempeln wollen, die nur dann meckern dürfen, wenn sie sich keinen Internetzugang mehr haben. Bequeme Position, dieser Safespace. So behält man den Status Quo, oder fördert ein Laissez-Faire-Prinzip, in der Datenschutz noch mehr mit Füßen getreten wird, anstatt radikal zu verändern.



      Auf der anderen Seite: Menschen, die radikal Social Media zum Besseren verändern wollen, werden (nicht nur um möglichst viele Leute zu erreichen, und nicht nur die zehn Archlinux-Fanatiker) ausgerechnet solche Dienste weiterverwenden müssen. Sogar der CCC muss Twitter oder Facebook nutzen. Aber gut, selbst der CCC weiß, man verwendet falsche Angaben bei der Registrierung, Wegwerfmailadressen, etc. pp. damit die Datenkraken möglichst wenig Daten verwerten können.

  • Interessant - auch hier auf dieser Plattform muss ich mich persönlich identifizieren, um meinen Kommentar abzugeben.

    Egal, ob jemand hochgeistige Ergüsse oder niederschmetternden Schwachsinn verbreitet, sollte er verpflichtet werden, Ross und Reiter zu nennen.

    Das Postident-Verfahren ist heute so einfach, dass es fast jeder mit einer App in Anspruch nehmen kann. Ergo wäre es kein Problem, sich nur mit persönlichen Daten anmelden zu können.

    Ich hasse diese feigen Anonymen, die unter dem Deckmantel des Datenschutzes Hass und Verleumdungen verbreiten - wenn ich etwas zu sagen habe, dann stehe ich auch mit meinem echten Namen dazu, denn ich habe nichts zu verbergen.

    Alle Dienste sollten verpflichtet werden, die genaue Identität ihrer Nutzer sowie deren Aktivitäten zu speichern und an staatliche Stellen weiterzugeben. Auch Algorithmen und Textfilter wären eine Option, Straftaten bereits im Vorfeld zu erkennen. Das würde die Kontrolle eines Staates über seine Bürger erheblich verbessern.

    Markus Rogen

    • @Markus Rogen:

      Wo muss ich mich bei der taz-Registrierung mit Perso indentifizieren? Die Angabe meiner Adresse ist optional.

      "... denn ich habe nichts zu verbergen." DAS Totschlagargument. Eine kurze Einführung von Gegenargumenten z.B. hier: wiki.piratenpartei...chts_zu_verbergen!

      Wobei dort, meiner Meinung nach, Dinge wie Profilbildung, Datenweitergabe, Monetarisierungsabsichten der Privatwirtschaft, Auswirkungen auf Versicherungen etc. noch zu kurz kommen.

      "... Hass und Verleumdungen verbreiten ...". Es ist ja nicht so, dass es hierfür heutzutage keine Gesetze gäbe. Bevor nach härteren Gesetzen in Teilen der Politik und Bevölkerung gekräht wird, die potentiell riesige Kollateralschäden für das Individuum und eine Gesellschaft mit sich bringen, sollten vielleicht erstmal bestehende Gesetze anständig umgesetzt und angewandt werden.

      • @WieJetzt:

        Ich konnte meinen Kommentar nur absenden, nachdem ich mir hier registriert und eingeloggt habe. Das System hat das so verlangt, was ich auch in Ordnung finde, da ich jegliche Anonymität ablehne.



        Ich habe den Artikel von der Piratenpartei gelesen - diese ist mir allerdings von jeher unsympathisch, da sie das Urheberrecht in einer Weise modifizieren wollten, dass nicht für alles einzeln Gebühren bezahlt werden sollten. Als Autor bin ich sehr für Abgaben für die VG Wort, GEMA, Urheberrechtsabgaben etc.



        Wir unterscheiden uns vielleicht einfach in unseren politischen Ansichten...

    • @Markus Rogen:

      "Das würde die Kontrolle eines Staates über seine Bürger erheblich verbessern."



      Genau! George Orwell lässt grüßen. 1984 kommt halt ein bisschen später, dafür aber noch gründlicher als vor Jahren beschrieben...



      Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit: "ich habe nichts zu verheimlichen", beim Duschen machen Sie sicherlich auch das Fenster zu... Aber, Herr Rogen, Sie dürfen sich über viele und persönliche Zuschriften von Werbefachleuten freuen. Viel Spaß damit!



      Durchsichtige Grüße



      Gregor

      • @Goyo:

        Hi, Gregor,



        da möchte ich gerne eine persönliche Geschichte beitragen:



        In München gibt es eine Parken-App, mit der man seinen (digitalen) Parkschein bezahlen kann. Ich parkte vor dem Haus einer Kundin - als ich zurück kam sagte die App, dass das Parken vorzeitig beendet wurde, da ab 18:00 Uhr hier nur Anwohner parken dürften. Deshalb war mir klar, dass ich natürlich eine Ordnungswidrigkeit begangen hatte, da ich das Schild übersehen hatte und wartete auf einen Strafzettel. Es kam aber keiner. Ich dachte, dass diese digitale App das natürlich auswerten und weitermelden würde.



        Mich wundert es weiterhin, dass nicht eine Box oder App für Autofahrer vorgeschrieben ist, die jeden Verkehrsverstoß sofort meldet. Navi-Systeme wissen doch, wo welche Geschwindigkeit vorgeschrieben ist - ergo könnte man das dafür verwenden, automatisch generierte Strafmandate zu erstellen, was ich sofort befürworten würde. Mit Gesichteserkennung bzw. Foto könnte man auch den Fahrer identifizieren.



        Und jetzt echt - ich dusche jeden Tag, um mich abzuhärten und Disziplin zu üben, mit eiskaltem Wasser bei offenem Fenster. Ob mich mein Nachbar dabei morgens um 5:00 Uhr beobachtet, vermag ich nicht zu sagen, weil in seinem Fenster um diese Zeit kein Licht brennt... ;-)



        Mir passt es auch nicht, dass Leute in der falschen Richtung auf der Straße vor meinem Haus parken und schreibe dauernd Beschwerdebriefe.



        Bereits in der Schule war ich als Petze extrem unbeliebt. Auch heute mögen mich viele Mitmenschen nicht, denn ich gelte als ultimative Spaßbremse...



        Aber damit kann ich gut leben... ;-)

        • @Markus Rogen:

          So gut können sie damit anscheinend auch nciht leben, weil sie ihre Mitmenschen in ihrem höchstpersönlichen interesse am liebsten unter eiserner Kontrolle und Überwachung sehen würden.

          Kommentar gekürzt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

          Die Moderation

  • So, Fräulein Schmit, willkomm zum Praktikum bei der CSU. Ihre erste Aufgabe ist es das Internet zu kopieren und das ganze 20mal. Damit wir mal sehen womit wir es zu tun haben.



    Und dann machen sie mal ein "Tablett" voll Kaffee hhahaha Schätzchen

  • Das Ende der Anonymität im Netz?



    Haaaahahahaha... als ob ihr sie hättet.

    Können dann die Leute, die da jetzt ohne "basic Knowledge" anfangen zu heulen, erstmal ihre Flutschphones bitte auf Lineage umstellen oder einfach wegwerfen, ihre WindowsPCs formatieren und ihre Facebook/WarzAb/Instagram/Amazon/Paypal/Twitter/Apple sowie etliche Mailaccounts löschen und Edge, IE, Chrom* und einiges mehr entfernen und anfangen, auf die Fachleute zu hören?



    In der Autowerkstatt diskutiert ihr doch auch nicht dran rum, ob es nötig ist, den Vergaser zu reparieren, wenn der Werkstattmensch das sagt.



    Ich kann diese elende, jammernde, von Lernverweigerung gefütterte Naivität nicht mehr sehen.



    Ihr, ja, wahrscheinlich auch du, liebe Leserin, habt es euch ausgesucht, beschnorchelt zu werden.



    Gut, dass wir Freitag haben.



    #RantOfTheDay



    :wq

    • @Wolfgang Nowak:

      Mal abgesehen davon, dass es mE schon ein qualitativer Unterschied ist ob die genannten - und völlig zurecht kritisierten - Dienste Nutzungsdaten abschnüffeln um daraus Profile zu bilden oder ob man allein um einen Mailprovider oder eine Platform nutzen zu dürfen erstmal seinen Ausweis einreichen muss, halte ich es in der Sache für absolut kontraproduktiv von der breiten Masse an Durchschnitts-Usern zu fordern sie möchten doch bitte erstmal auf gehärtete Linux-Systeme umsteigen bevor sie sich das Recht erwerben - ebenfalls völlig berechtigte - Kritik an den immer weiter ausufernden Zugriffsmöglichkeiten staatlicher Stellen zu formulieren. Es ist ohnehin ein Problem, dass diese Kritik sehr überwiegend nur von fachlich affinen Kreisen getätigt wird und sich diese zudem angesichts der Masse an Regelungen auch nur auf die gerade jeweils aktuellesten konzentriert.



      Zur VDS steht wohl noch immer das finale EuGH-Urteil aus. Und nachdem ETS primär daran scheiterte, dass es mit einer CVE-Nummer versehen wurde, fordert der EU-Ministerrat nun einen Generalschlüssel für jegliche E2EE. Gerade heute wurde die schon lange absehbare Umwandlung der Steuer-ID in eine Bürger-ID bestätigt, dass die Einführung eines allgemeinen Personenkennzeichen vom BVerfG 1969 für unzulässig erklärt wurde scheint dabei keine Rolle mehr zu spielen. Anlass zu breitem Protest und Empörung gibt all das offenbar nicht mehr.

      • @Ingo Bernable:

        Es gibt schon noch einen Unterschied, ob Google alles über mich weiss oder der Staat.

        Google kann mich nicht einsperren. Kann auch nicht mein Haus durchsuchen und meine IT beschlagnahmen. Kann nicht mein Konto einfrieren und/oder mich auf eine No-Fly-List setzen. Kann mich noch nicht mal zu eimer Vernehmung als Zeugen vorladen.

        Der Staat rüstet seit Jahren elektronisch zur Vollüberwachung auf. Da wird es dann immer häufiger geschehen, dass Arglose mal ins Visier der Strafverfolger oder der Gefahrenabwehr geraten - die einen in Bayern unbefristet prophylaktisch einsperren kann. Wenn nicht sogar - was auch schon vorkommt - der Datenschatz des Staates von Zugriffsberechtigten für ganz private Zwecke missbraucht wird. Da wird das Personalausweisregister auch schon mal zum Tinder-Ersatz.

        Es galt mal im Verhältnis Bürger zur staatlichen Macht das Verdikt von Theodor Heuss: "Der Staat muss vor dem Bürger, aber der Bürger auch vor dem Staat geschützt werden." Mittlerweile werden wir mehr und mehr dazu verdonnert, auf den Schutz vor dem Staat zu verzichten. Das sind ja die Guten(tm). Denen kann man vertrauen.

      • @Ingo Bernable:

        Ich stimm dir im der Summe zu. Meine Formulierungen wählte ich deshalb so ätzend, um jedenfalls minimale Neuronenflüsse in den Köpfen zu triggern ;)



        Übrigens sind meine ältesten Linux"kunden" 83, 77, 75 und 72 Jahre alt und kommen klar. Ok, mensch muss ihnen ein paar Sachen einstellen, das ist aber bei anderen Systemen nicht anders.

        • @Wolfgang Nowak:

          Meine Tochter(19) benutzt seit sie 12 ist Linux. Bei mir im Haus gibt es kein Windoof. Ich verstehe nicht warum nicht mehr Menschen das machen.



          Habe seit Januar kein FB mehr. ;-)

    • @Wolfgang Nowak:

      Danke! Ich hätte es anders formuliert aber stimme inhaltlich total zu.

      Das Hauptproblem ist wirklich, dass jeder glaubt in Computerdingen ein Experte zu sein.

      • @nanymouso:

        Das muss so, heute ist doch #WeltPöbelTag

        Und Dunning-Kruger...hmmm.

        *seufz*

  • Eine (fast) ganz ernst gemeinte Frage:



    Wann gab es das letzte Mal einen (Bundes-) Innenminister, der *kein* Verfassungsfeind war?

    Das oben Geschilderte ist ja bloß der letzte, krasse Punkt in einer endlos langen Liste anti-rechtstaatlicher, anti-freiheitlicher Ideen.



    Und es ist ja schon normal, dass das BVerfG Gesetze wegen offensichtlicher Verfassungswidrigkeit wieder kassiert. Das wäre spätestens im Wiederholungsfall meinem Demokratieverständnis nach eigentlich jeweils ein Rücktrittsgrund für größere Teile der Regierung...

    • @sponor:

      muss vor meiner Geburt gewesen sein,...oder wer war unter Schmidt Innenminister?

      • @danny schneider:

        Gab es nicht mal Herrn Baum?

  • Wunderbar - aber da die Mitgliedschaft NOCH nicht "Plicht" ist ist das erste die halbe Miete.



    Ist doch jetzt damit zu rechnen, dass einige der Nutzerschäfchen von diesen lebensnotwendigen Netzwerken abwenden ...

    Aber eins zeigt sich ganz sicher: Dass man im oben erwähnten Ministerium die "digitale Welt" offenbar nur vom Proktologen kennt - als digitale Untersuchung halt.

    • @Bolzkopf:

      "Nutzerschäfchen"... also Leute, die irgendeine Art von Messenger oder Mail benutzen? Benutzt du denn keine Mails? Wie konntest du dich denn hier registrieren?

  • Also mal abgesehen das Leute wie ich einfach meinen Messanger ohne Registrierung weiter verwende (offenes, standarisiertes Protokoll - gibt weltweit Server dafür, teils von Privatleuten betrieben), zur Not betreibe ich nen eigenen Server.

    Ich frage mich wie die Regierung verhindern will das die Menschen einfach Messenger aus dem Ausland verwenden, die sich um diese schwachsinnigen Gesetze einen Scheiß scheren?

    Irgendwie bleibt mir nur zu sagen: damit bekommt man nur die Ahnungslosen..

    • @danny schneider:

      Wie verhindert die Regierung denn, dass in der Stadt zu schnell gefahren wird ?

      Und wie, dass Hude überall hinkacken ?

      ... sehen Sie: Eine ähnliche Lösung wird sich auch hier finden ...

      • @Bolzkopf:

        PS: ein blockieren anderer Messanger würde ein aussetzen des GG bedingen:

        Harte Zenzur des Internets, blockieren der Dienste (great Firewall of China), sowie z.B. wie in China einen Staatstrojaner zwangsinstalliert auf jedem Handy (also auch keine freien ROM's mehr und so)

        ".. sehen Sie: Eine ähnliche Lösung wird sich auch hier finden ..."

        Nein, wird man nicht!

        • @danny schneider:

          Es geht hier ja nicht um das Blockieren sondern um das Registrieren.

          Sie dürfen ja auch mit einem Sportwagen der locker 300 Sachen fährt in die 30-Zone fahren. Aber halt nicht mit 300 ...

          • @Bolzkopf:

            Was ist mit Whistleblowern, Leute die sich über Missstände in Unternehmen äußern? Sollte man sich noch Politisch äußern?

            Auch super wenn man sich mal gegen die AFD äußert und die dann an die Macht kommen - dann kann man wieder einfach Listen machen, wer im Viehwagon mitfährt.

            Außerdem, seit wann ist dem Staat nicht schon mal was abhanden gekommen. Z.B. Daten von Promis die bei NSU 2.0 auftauchen.

            Diese Zwangsregistrierung "um die armen Politiker" vor böser Hetze zu schützen, wird diesen Staat zerstören. Und ist gleichzeitig in 30 Sekunden umgehbar, außer man greift zu massiver Zensur.

            • 8G
              82286 (Profil gelöscht)
              @danny schneider:

              "Auch super wenn man sich mal gegen die AFD äußert und die dann an die Macht kommen - dann kann man wieder einfach Listen machen, wer im Viehwagon mitfährt."



              Sehr richtig. Manche denken, ihre Macht ist für ewig. Spontan fällt mir da Polen ein. Da haben die damaligen Linken ein Gesetz gemacht, mit dem der jeweils stärksten Fraktion im Sejm 30 Sitze zusätzlich zugesprochen wurden. Profiteur: die Populisten der PIS