Jost Maurin über das Insektenschutzpaket der Bundesregierung
: Absage an die Biene

Der Beschluss des Bundeskabinetts zum Insektenschutz geht keinesfalls zu weit, wie viele Bauern behaupten. Im Gegenteil: Er ist viel zu lasch.

Es ist schlichtweg falsch, zu behaupten, dass wegen der Pestizidverbote in ökologisch besonders schutzbedürftigen Gebieten dort keine Nahrungsmittel mehr erzeugt werden könnten. Diesen Unsinn hat zum Beispiel die Bauernprotestbewegung „Land schafft Verbindung“ verbreitet. Unsinn deshalb, weil dort natürlich weiter Kühe weiden dürfen.

Es darf auch weiter etwa Getreide angebaut werden – eben beispielsweise nur ohne den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat. Dass das geht, beweisen Biobauern tagtäglich. Von Pestizidverboten betroffene Landwirte sollten auf Bio umstellen. Ökobauern verdienen wegen der höheren Preise für Bioware im Durchschnitt sogar mehr als konventionelle, wie Analysen des staatlichen Thünen-Agrarforschungsinstituts regelmäßig zeigen.

Zugegeben: Ökolandwirte ernten im Schnitt pro Hektar ein Drittel weniger als konventionelle Bauern. Aber deswegen muss niemand hungern. Denn Deutschland produziert von wichtigen Lebensmitteln wie Schweinefleisch weit mehr, als es verbraucht. Eintragseinbußen ließen sich problemlos ausgleichen, indem die Bauern nur ein bisschen weniger Mais für Biogas­anlagen oder Fleisch erzeugen und auf diesen Flächen pflanzliche Nahrungsmittel anbauen würden.

Zu lasch ist der Kabinettsbeschluss vor allem, weil er den Pestizideinsatz nur auf einen Bruchteil der Agrarfläche einschränkt. Auf weit über 90 Prozent darf auch künftig gespritzt werden wie bisher, obwohl dadurch Insekten und ihre Nahrungsgrundlage vernichtet werden. Die Einschränkungen auf dem kleinen Rest sind zudem sehr löcherig. Für den Anbau von Gemüse und Wein etwa gelten sie überhaupt nicht. Selbst beim Anbau der anderen Pflanzen sind Ausnahmen aus wirtschaftlichen Gründen möglich. So wird diese Initiative der Bundesregierung das Insektensterben nicht einmal ansatzweise stoppen.

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