: Waldarbeiter entdeckten womöglich RAF-Depot
In einem Erdloch in Niedersachsen wurden Schriftstücke aus den 80er Jahren gefunden. Drei Ex-RAF-Terroristen leben noch im Untergrund und werden europaweit gesucht
Waldarbeiter haben nahe Seevetal in Niedersachsen in einem Erddepot möglicherweise Hinterlassenschaften der linksterroristischen RAF gefunden. In einem im Wald vergrabenen Kunststofffass lagen unter anderem Schriftstücke aus den 1980er Jahren und Behälter mit noch unbekannten Flüssigkeiten, wie das Landeskriminalamt Niedersachsen mitteilte.
Wegen des Alters der Funde sei nicht davon auszugehen, dass sich Hinweise auf die gesuchten Ex-RAF-Terroristen Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette ergeben werden, sagte eine LKA-Sprecherin am Sonntag. „Wir können es aber nicht komplett ausschließen“, betonte sie.
Zunächst würden die Spuren gesichert und geprüft, ob es Verbindungen zu anderen Strafverfahren gebe. Nach erster Bewertung des gefundenen Schriftmaterials sei ein Bezug zur RAF nicht auszuschließen, die Inhalte ließen vermuten, dass das Erddepot vor Jahrzehnten angelegt worden sei, so die Sprecherin. Waffen wurden nicht gefunden.
Die drei Ex-RAF-Terroristen leben weiter im Untergrund. In einer Serie von Raubüberfällen haben sie mehrere Hunderttausend Euro erbeutet. Vor fünf Jahren wurde bekannt, dass Staub, Garweg und Klette noch aktiv sind. Die Polizei wies mit DNA-Spuren nach, dass sie unter anderem im Juni 2015 in Stuhr bei Bremen versucht hatten, einen Geldtransport auszurauben. Gefunden wurde das Trio nicht, obwohl die Bundesrepublik es 2020 sogar europaweit suchen ließ. Die Behörden gehen davon aus, dass das Trio sich mit Raub Geld für das Leben in der Illegalität verschaffen wollte.
Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) kämpfte mehr als 20 Jahre lang mit Gewalt gegen das nach ihrer Meinung „imperialistische System“ der Bundesrepublik. Von 1971 bis 1993 töteten Terroristen 34 Menschen, darunter Repräsentanten von Wirtschaft und Politik wie Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Die RAF verkündete im April 1998 nach 28 Jahren ihre Auflösung.
Waldarbeiter fanden das Depot den Angaben zufolge am Freitagnachmittag bei Baumschnittarbeiten. Ein mobiles Laborteam des LKA Niedersachsen überprüfte den Inhalt des Fasses auf gefährliche Stoffe.
Fest stand danach: Gefahr ging von den Flüssigkeiten nicht aus. Aber um welche Flüssigkeiten es sich handelte, war zunächst noch unklar. Neue Erkenntnisse seien nicht kurzfristig zu erwarten, sagte die LKA-Sprecherin – immerhin seien die Fundstücke vermutlich 40 Jahre unentdeckt geblieben.
Über die gefundenen Schriftstücke, deren Menge und Inhalt, gab das LKA zunächst keine Auskunft. „Es sind Beweismittel, die ins kriminaltechnische Institut gebracht werden, um Spuren zu sichern“, sagte eine Sprecherin am Samstagabend. Teile kamen auch für weitere kriminaltechnische Untersuchungen zur Polizei Harburg. Möglicherweise seien noch DNA oder Fingerabdrücke nachweisbar, hieß es. Das Waldgebiet um den Fundort herum wurde weiträumig nach weiteren Depots durchsucht. (dpa)
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