Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Debatte um Impfpflicht geht weiter

Vor allem Jüngere infizieren sich derzeit vermehrt. Für die Einreise in die USA gilt eine Testpflicht. In Deutschland gibt es 1.060 neue Todesfälle.

Grablichter und Plakate an einem Gedenkort. «41.061 Corona-Tote in Deutschland», «Mit Corona» und «30.280 Covid-19-Tote» steht auf mehreren Transparenten

An die Corona-Opfer erinnern: improvisierte Gedenkstelle in Berlin, Prenzlauer Berg Foto: dpa

Fast 20.000 Neuinfektionen gemeldet

Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 19.600 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 1.060 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI am Mittwochmorgen bekanntgab. Der Höchststand von 1.188 neuen Todesfällen war am Freitag erreicht worden.

Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren jedoch 3.500 Nachmeldungen enthalten. Grundsätzlich ist die Interpretation der Daten momentan noch etwas schwierig, weil um den Jahreswechsel herum Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden.

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Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Mittwochmorgen bei 155,0. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten Thüringen mit 324,2 und Sachsen mit 304,4. Den niedrigsten Wert hatte Bremen mit 83,7.

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„Der über die Feiertage und den Jahreswechsel beobachtete Rückgang der 7-Tage-Inzidenzen setzt sich nicht weiter fort“, hieß es im RKI-Lagebericht vom Dienstagabend. „Stattdessen sind in allen Altersgruppen, vor allem in den jüngeren Altersgruppen (zw. 15 und 39 Jahren) deutliche Anstiege zu beobachten.“

Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 42.637.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Bericht vom Dienstag bei 1,07 (Vortag: 1,14). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 107 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa)

Testpflicht vor Einreise in die USA

Für Flüge in die USA ist künftig vor der Abreise der Nachweis eines negativen Corona-Tests nötig. Diese Regelung werde ab dem 26. Januar gelten und dabei helfen, die Ausbreitung der Pandemie zu verlangsamen, erklärte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstagabend. Falls ein:e Passagier:in kein negatives Testergebnis oder eine überstandene Covid-Infektion nachweisen könne, „muss die Fluggesellschaft das Boarding verweigern“, hieß es. Der sogenannte PCR-Test, mit dem das Virus nachgewiesen werden soll, muss demnach in den drei Tagen vor der Abreise erfolgt sein.

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Die Behörde fordert alle Reisenden zudem auf, sich drei bis fünf Tage nach der Ankunft in den USA erneut testen zu lassen und sieben Tage nach der Reise zuhause zu bleiben. Dabei handelt es sich jedoch um Empfehlungen, keine rechtlich bindende Vorschrift.

„Tests eliminieren nicht jedes Risiko“, räumte CDC-Chef Robert Redfield ein. In Kombination mit den übrigen Vorsichtsmaßnahmen werde es das Reisen aber sicherer machen. Die neue Regelung wird für alle internationalen Flüge in die USA gelten, unabhängig vom Abflugort und der Staatsbürgerschaft oder des Visums der Reisenden. Die US-Regierung hatte wegen der Pandemie im vergangenen Jahr weitgehende Einreisebeschränkungen für Reisende aus Europa, China und Brasilien verhängt. Diese gelten auch weiterhin.

Angesichts der neuen und wahrscheinlich ansteckenderen Variante des Coronavirus, die sich bislang vor allem in Großbritannien ausgebreitet hat, verlangen die USA bereits seit Ende Dezember einen negativen Corona-Test bei einer Einreise von dort. Einzelne Fälle der neuen Variante wurde inzwischen bereits in zahlreichen US-Bundesstaaten nachgewiesen. (dpa)

Debatte um Impfpflicht in Deutschland

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hat eine Impfpflicht im Kampf gegen das Coronavirus erneut ausgeschlossen. „Die Bundesregierung hat klar gesagt, dass es keine Pflicht zur Impfung gegen Corona geben wird. Das Wort der Bundesregierung gilt“, sagte die SPD-Politikerin der Rheinischen Post (Mittwoch). „Wenn die Menschen von der Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung überzeugt sind, werden sich die Allermeisten auch impfen lassen.“

CSU-Chef Markus Söder hatte eine Debatte zur Impfpflicht für Pflegekräfte losgetreten. Wenn man höre und lese, dass sich wenige Pflegekräfte impfen lassen wollten, müsse der Ethikrat über ein solches Vorgehen zumindest diskutieren, hatte der bayerische Ministerpräsident argumentiert. „Sollte sich die Impfbereitschaft dramatisch verbessern, ist es sicher nicht notwendig“, räumte der CSU-Chef ein. „Aber wenn es so bleibt auf dem Level die nächsten Monate, dann ist das einfach der Bereich, der die größte Anfälligkeit hat und die größte Herausforderung ist.“

Der Deutsche Ethikrat hatte bereits im November in einem Positionspapier eine allgemeine Impfpflicht abgelehnt. Das Gremium habe aber auch erklärt, dass unter bestimmten Umständen über eine „bereichsbezogene Impfpflicht“ nachzudenken sei, erläuterte die Ethikrats-Vorsitzende Alena Buyx am Dienstagabend in den ARD-“Tagesthemen“.

Dabei ginge es etwa um die Versorgung von Patient:innen, die man nur dadurch schützen könne, „dass die Menschen, die sie versorgen, geimpft sind“, sagte Buyx. Bedingung dafür sei, dass „die Impfung dafür sorgt, dass die geimpfte Person niemanden mehr anstecken kann“. Derzeit ist noch unklar, ob eine Impfung nur den Geimpften selbst schützt oder auch eine Übertragung des Virus an andere verhindert.

In die Front von Kritikern des Söder-Vorstoßes reihte sich auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ein. Die Zahlen zur Impfbereitschaft der Pflegekräfte seien nicht repräsentativ, „vor Ort“ bekomme man mit, „dass die Impfbereitschaft da ist“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). „Wir müssen vorsichtig sein, an dieser Stelle nicht ein Problem herbeizurufen, das es noch nicht gibt. Außerdem haben wir versprochen, keine Impfpflicht einzuführen – also auch nicht für bestimmte Gruppen. Da sollten wir unser Wort halten“, sagte Lauterbach.

Einer für die Bild-Zeitung geführten Umfrage des Insa-Instituts zufolge ist eine knappe Mehrheit der Deutschen für eine Impfpflicht für das Pflegepersonal. 51 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, 31 Prozent dagegen.

Gesundheitsminister Jens Spahn gibt am Mittwoch (13.00) eine Regierungserklärung im Bundestag zu den Corona-Impfungen ab. Zuletzt war auch vom Koalitionspartner SPD Kritik an zu geringen Impfstoff-Bestellmengen laut geworden. „In den vergangenen Tagen und Wochen ist dabei eine Reihe kritischer Fragen aufgetaucht. Es ist richtig, dazu kritische Fragen zu stellen, und es ist wichtig, darauf Antworten zu erhalten“, sagte Vize-Kanzler Olaf Scholz dazu der Neuen Osnabrücker Zeitung (Mittwoch).

Spahn hat das Vorgehen mit einer gemeinsamen Bestellung und einer regulären Zulassung der Impfstoffe in der EU verteidigt. Der Start der Impfkampagne sei trotz aller berechtigten Hinweise zu besseren Abläufen ein Erfolg, betonte der CDU-Politiker. In Deutschland sind inzwischen zwei zugelassene Impfstoffe einsetzbar. (dpa)

Uneinigkeit auch bei FFP2-Maskenpflicht

Expert:innen sind bei der Frage uneinig, wie sinnvoll die für Bayern angekündigte FFP2-Maskenpflicht im Nahverkehr und im Einzelhandel ist. „Prinzipiell finde ich die Idee gut“, sagte der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit der Deutschen Presse-Agentur. Es müssten aber zwingend Angebote damit verbunden sein: zum einen der kostenlose Zugang zu solchen medizinischen Masken, zum anderen Anleitungen zur richtigen Benutzung. „Ohne solche Angebote sehe ich das kritisch.“

Der Virologe Alexander Kekulé sagte der dpa: „Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird.“ Gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln drängten sich viele Menschen auf engem Raum. Mit einer FFP2-Maske sinke das Risiko einer Infektion deutlich.

Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, zeigte sich gegenüber der dpa skeptisch: „Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht.“ Es bedürfe bei einer FFP2-Maske großer Expertise, sie komme aus dem Arbeitsschutz und sei nicht für Laien gedacht. „Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske“, so Knobloch.

Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, warnt vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken. Diese böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden, sagte Asbach der dpa. (dpa)

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