Kundgebung in Berlin: Denken an Oury Jalloh
In Polizeigewahrsam starb vor 16 Jahren Oury Jalloh. Am Donnerstag gedachten 350 Menschen seiner und weiterer Fälle von rassistischer Gewalt.
Die Polizei sprach von Selbstverbrennung des Geflüchteten. Doch diese Version wurde von mehreren Gutachten erschüttert, die die Initiative Oury Jalloh auf eigene Kosten erstellten ließ. Sein Todestag ist seit Jahren ein antirassistischer Protesttag, an dem auch andere ungeklärte Todesfälle mit mit mutmaßlich rassistischen Hintergrund thematisiert werden.
So wurde die Kundgebung in Berlin von der „Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş“ vorbereitet. Der Berliner mit Migrationshintergrund war am Abend des 5. April 2012 auf Offener Straße in Neukölln von einen Unbekannten erschossen wurden. Der Tathergang, der von den Journalisten Philip Meinhold in einer Serie von Podcasts für den RBB akribisch nachgezeichnet wurden, macht einen rassistischen Hintergrund wahrscheinlich.
„Wir sind in den vergangenen Jahren am 7. Januar in Dessau fürdie Aufklärung des Mordes an Oury Jalloh auf die Straße gegangen. Da das in diesem Jahr nicht möglich schien, haben wir uns entschieden, die Aufklärung vor der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt zu fordern“, erklärte Helga Seyb von der Burak-Initiative gegenüber der Taz. Einige Protestierende trugen Buchstaben mit der Parole „Oury Jalloh – das war Mord“, die auch mehrmals skandiert wurde. In Redebeiträgen ging die Migrantifa, eine von MigrantInnen gegründete Antifagruppe, sowie der Neuköllner Politiker der Linkspartei Ferat Kocak auf die Serie rechter Gewalt in dem Stadtteil ein. Kocak war selber mehrmals davon betroffen (taz berichtete).
„Für viele war es ein Bedürfnis, zum Jahrestag des Todes von Oury Jalloh auch im Lockdown antirassistischen Protest zu artikulieren“, erklärte Helga Seyb mit Verweis auf die ca. 350 KundgebungsteilnehmerInnen. Unverständnis äußerte Seyb, dass die Polizei mitten im Corona-Winter Festnahmen androhte, weil einige KundgebungsteilnehmerInnen zu wenig Gesicht zeigten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen