: Reuig vor dem Erdengericht
52.000 Euro abgerechnet: Betrugsvorwurf gegen Pastor
Hat er gleich Gottes Gesetze übertreten – oder nur schnödes Recht gebrochen, formuliert von fehlbarem Menschengewürm? Mit theologischen Disputationen ist eher nicht zu rechnen, wenn am Mittwoch ein langjähriger Pastor vor dem Landgericht in Hildesheim erscheinen muss, immerhin ja Sitz eines katholischen Bistums. Freilich: Von strenger katholischer Warte bestünde des Mannes Verfehlung schon darin, dass er, statt auf Rom zu hören, ein protestantischer Geistlicher ist.
Die Anklage dreht sich aber um etwas ganz anderes: Zwischen September 2012 und Dezember 2016 soll der heute 61-Jährige insgesamt 163 Rechnungen und Quittungen gefälscht und zur Abrechnung beim Kirchenamt eingereicht haben. Insgesamt soll der Pastor so mehr als 52.000 Euro erbeutet haben. Auf immerhin 17 Fortsetzungstermine hat die 9. Strafkammer das Verfahren angesetzt.
Einen Teil des unrechtmäßig erhaltenen Geldes hat der Mann inzwischen zurückgezahlt, was sich als tätige Reue lesen ließe. Vor irdischem Gericht verantworten muss er sich trotzdem: wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung. Darauf droht eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft. Sollte er zu mehr als einem Jahr verurteilt werden, dürfte der Theologe aus seinem Amt entfernt werden.
Eine dauerhafte Einnahmequelle habe er sich verschaffen wollen, was eventuell kein gutes Licht wirft auf seine Besoldung als Pastor einer Kirchengemeinde im Hildesheimer Südkreis. Oder auf die damit verbundene Gesundheitsversorgung? Der regionalen Presse nach will der Angeklagte Geld für eine ärztliche Behandlung gebraucht haben. Als seine Verfehlungen aufflogen, wirkte er bereits in Seelze (Region Hannover), wo man ihn 2017 dann freistellte – für die Gemeinde überraschend, hört man.
Beträge zwischen 60 und 1.200 Euro beanspruchte der Pastor, für Dinge wie Musikinstrumente, Notenhalter, Büromaterial, Lebensmittel und Pflanzen – aber eben auch Bibeln. Und da hört ja vielleicht auch für seine allerhöchste Leitungsebene der Spaß auf.Alexander Diehl
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen