Nach Mord an slowakischem Journalisten: Kuciak-Mörder muss 25 Jahre in Haft

Das Urteil zu 23 Jahren Haft wegen Mordes an einem Journalisten war zu mild, so das Oberste Gericht der Slowakei. Es verlängerte die Strafe.

Ex-Soldat Miroslav Marček und sein mutmaßlichen Auftraggeber, Marián Kočner werden von bewaffneten Polizisten in den Gerichtssaal geführt:

Ex-Soldat Miroslav Marček (2.v.l.) und sein mutmaßlicher Auftraggeber, Marián Kočner (2.v.r.) Foto: Vaclav Salek/imago

PRAG taz | Das Oberste Gericht der Slowakei hat den Mörder des slowakischen Investigativjournalisten Ján Kuciak am Mittwoch zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Der 37-jährige Ex-Soldat Miroslav Marček war schon im April dieses Jahres von einem Sondergericht zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Er selbst hatte im Januar vor dem Sondergericht in Pezinok gestanden, den Journalisten Ján Kuciak und dessen Verlobte Martina Kušnírová kaltblütig ermordet zu haben.

Das Sondergericht, zuständig für besonders schwere Fälle, habe damals zu mild geurteilt, meinte das Oberste Gericht nun in der Berufungsverhandlung. Es hatte Marček damals angerechnet, dass er geständig und gesprächig war, und ihm die Höchststrafe von 25 Jahren erspart. Das aber wollte die Staatsanwaltschaft nicht hinnehmen und ging in Berufung. Die Schwere des Verbrechens sei in diesem Fall viel zu groß. Dem stimmte das Oberste Gericht am Mittwoch zu und erhöhte das Strafmaß auf 25 Jahre. Das Urteil ist rechtskräftig.

Und wegweisend: Der Mordfall Ján Kuciak ist gerichtlich noch nicht abgeschlossen. Mit seiner Entscheidung, das Strafmaß zu erhöhen, hat das Oberste Gericht jetzt einen klaren Standard gesetzt: Die Mörder von Ján und Martina verdienen keine Gnade.

Der brutale Doppelmord an dem jungen Paar hatte in der Slowakei im Frühjahr 2018 Massenproteste hervorgerufen, die zum Sturz des Ministerpräsidenten und weiterer Regierungsmitglieder geführt hatten. Mehr noch: Die Tat hat den Slowaken auf grausame Weise klargemacht, dass sie in einem System leben, in dem Menschen sich in Hinterzimmern zu Richtern über Leben und Tod machen und dabei von den Eliten getragen werden.

Ein Motiv, aber zu wenige Beweise

Miroslav Marček war dabei das kleinste Rädchen im Getriebe. Für 25.000 Euro in bar ist er an einem Sonntagabend im Februar kurz vor 20 Uhr in das Häuschen des jungen Paares eingedrungen. Miroslav Marček schoß Ján Kuciak ins Herz und Martina Kušnírová in den Kopf. Die beiden wollten heiraten, das Hochzeitskleid hing schon im Schrank.

Am 15. und 16. Dezember wird das Oberste Gericht über den mutmaßlichen Auftraggeber, Marián Kočner, richten. Die erste Instanz in Pezinok hatte Kočner freigesprochen. Das Gericht konnte damals keinen eindeutigen Beweis feststellen, der Kočner überführte.

Am Motiv gab es keinen Zweifel. Kuciak hatte sich als Journalist des Webportals aktuality.sk an Kočner festgebissen. Dessen Machenschaften im Windschatten der politischen Elite, insbesondere des langjährigen Ministerpräsidenten Róbert Fíco, boten Kuciak ein wahres Füllhorn an Themen. Sollte das Oberste Gericht seine Schuld im Dezember für erwiesen erklären, dann wird Kočner wohl nicht unterhalb des Höchstmaßes davonkommen.

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