piwik no script img

Gottgefällige Aufklärung

Nach einem taz-Bericht über einen evangelikalen Verein, der an Bremer Schulen Sexualkunde unterrichtet, möchten die Grünen wissen, welche Schulen das betrifft – und was der Senat von solcher Lehre hält

VonEiken Bruhn

Nach den Aktivitäten des evangelikalen Vereins „Christliche Elterninitiative“ an Bremer Schulen fragt jetzt die Grünen-Fraktion in der Bürgerschaft. Es geht konkret um ein „Unterrichtsprojekt“ des Vereins, das Schüler*innen der neunten und zehnten Klasse über Sexualität und Schwangerschaftsabbrüche aufzuklären beansprucht. Dass sie dieses Projekt regelmäßig an sechs Schulen anbiete, hatte Beatrix Fäsenfeld, eine Mitarbeiterin des Vereins, der taz gesagt; darunter befänden sich zwei öffentliche Schulen in Bremen.

Welche Schulen das sind und welche Inhalte da vermittelt wurden: Das möchte Kai Wargalla, Sprecherin der Bremer Grünen für Queerpolitik, jetzt vom Senat wissen. Zudem: „Wie bewertet der Senat die Mitwirkung eines evangelikalen Vereins, der Schwangerschaftsabbrüche, Homosexualität und Sex vor der Ehe ablehnt, an der Sexualerziehung an Bremer Schulen?“

Weiter fragt die Grünen-Abgeordnete, wie genau der Verein über Schwangerschaftsabbrüche informiert. Der taz hatte Fäsenfeld gesagt, dass sie mit den Schüler*innen über das „Post-Abortion-Syndrom“ spreche. Damit meinen sogenannte Lebensschützer*innen eine spezifische posttraumatische Belastungsstörung, die der Schwangerschaftsabbruch angeblich nach sich zieht. Keine medizinische Fachgesellschaft hat einen wissenschaftlichen Beleg für die Existenz dieses „Syndroms“ gefunden.

In einem Beitrag für das Family-Magazin der evangelikalen Freien Evangelischen Bekenntnisschule in Habenhausen schreibt Mitarbeiterin Fäsenfeld auch, dass die „Christliche Elterninitiative“ Schwangerschaftsabbrüche ablehne und sie dies den Schüler*innen auch sage.

Zuletzt interessiert sich Wargalla dafür, inwiefern die vermittelten Unterrichtsinhalte zum Landesaktionsplan gegen Homo-, Trans- und Interphobie passen. Evangelikale lehnen Homosexualität ab und halten Sexualität nur zwischen heterosexuellen Ehepartner*innen für gottgefällig.

Das von der „Elterninitiative“ betriebene „Mutter-Kind-Haus Bethanien“ in Findorff ist Teil der Evangelischen Allianz, einem bundesweiten Netzwerk evangelikaler Gemeinden und Vereinen.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen