Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Teillockdown wirkt laut RKI-Chef

Trotz hoher Infektionszahlen ist Lothar Wieler optimistisch – zumindest etwas. Silvester droht ein Böllerverbot. In den USA starben bisher mehr als 250.000 Corona-Infizierte.

Eine Frau in Schutzkleidung steht vor den geöffneten Hintertüren eines Krankenwagen

Im Zentrum der Krise: Eine Rettungsassistentin vor einem Krankenwagen in Aspen, Colorado Foto: The Aspen Times/ap

RKI-Chef: Fallzahlen haben sich stabilisiert

Trotz nach wie vor hoher Corona-Infektionszahlen macht das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Erfolg der zuletzt beschlossenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens aus. „Die Lage bezüglich Covid-19 ist weiterhin ernst, sehr ernst“, sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin. „Tatsache ist aber, dass die Maßnahmen wirken.“

Die Fallzahlen hätten sich auf einem hohen Niveau stabilisiert, so Wieler. „Das ist eine gute Nachricht.“ Er sei auch optimistisch, dass sich dies fortsetzt. „Wir wissen aber nicht, ob das eine Trendwende ist.“ Derzeit seien die Fallzahlen aber noch viel zu hoch. Es könne sein, dass Patienten auf den Intensivstationen nicht mehr immer optimal versorgt werden. (reuters)

Eine Viertelmillion Tote in den Vereinigten Staaten

Seit Beginn der Coronapandemie sind in den USA mehr als eine Viertelmillion Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. Das ging am Mittwochabend (Ortszeit) aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. In keinem anderen Land der Welt ist eine so hohe Zahl an Todesfällen bekannt. Seit Ende September starben allein 50.000 Menschen.

Die USA befänden sich an einem „gefährlichen Punkt“ in der Pandemie, sagte Admiral Brett Giroir, der der Corona-Arbeitsgruppe im Weißen Haus angehört, am Mittwoch dem Sender MSNBC. „Im Moment verzeichnen wir den stärksten Anstieg der Fallzahlen, unsere Krankenhausaufnahmen nehmen Woche für Woche um 25 Prozent zu, unsere Todesfälle nehmen Woche für Woche um 25 Prozent zu – und das bewegt sich nicht in die richtige Richtung.“

Es handele sich nicht um falschen Alarmismus, betonte der Gesundheitsbeamte. Die Steigerungsrate bei den Coronafällen sei zu keinem anderen Zeitpunkt in der Pandemie so schlimm gewesen. Die Coronaneuinfektionen pro Tag bewegen sich in den USA auf sehr hohem Niveau. Seit Anfang November wurden täglich mehr als 100.000 Neuinfektionen gemeldet, am Dienstag waren es rund 162.000.

Die Vereinigten Staaten sind das Land mit den meisten nachgewiesenen Ansteckungen mit dem Erreger Sars-CoV-2. Auch ist die aktuelle Opferzahl in dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern weltweit die bislang höchste in absoluten Zahlen – gefolgt von Brasilien mit rund 166.700 Toten und Indien mit knapp 131.000.

Relativ zur Einwohnerzahl ist die Zahl der Opfer unter anderem in Belgien, Spanien und Argentinien höher als in den USA. In Belgien kommen laut Johns Hopkins 130 Tote auf 100.000 Einwohner, in Spanien 89, in Argentinien 81. In den USA waren es bislang 76 Menschen pro 100.000 Einwohner, vergleichbar mit Italien. In Deutschland hingegen waren pro 100.000 Einwohnern bislang 16 Tote zu beklagen. (dpa)

Über 22.000 Neuinfektionen in Deutschland

In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem Robert-Koch-Institut (RKI) 22.609 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind gut 5.000 Fälle mehr als am Mittwoch (17.561), wie aus Angaben des RKI vom Donnerstagmorgen hervorgeht. Im Vergleich zum Wert von vor einer Woche wurden etwas mehr Fälle gemeldet. Am vergangenen Donnerstag hatte die Zahl gemeldeter Neuinfektionen bei 21.866 gelegen. Der Höchststand war am vergangenen Freitag mit 23.542 gemeldeten Fällen erreicht worden.

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Donnerstag um 251 auf insgesamt 13.370. Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,95 (Vortag: 0,97). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 95 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa)

Forderungen nach Böllerverbot zu Silvester

Wegen der Coronapandemie mehren sich die Forderungen, Silvesterböller in diesem Jahr zu verbieten. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte der Bild-Zeitung (Donnerstagsausgabe), das Silvesteuerfeuerwerk müsse dieses Jahr ausfallen. Zu Silvesterböllern gesellen sich rasch Alkohol, Personengruppen und Partystimmung, sagte Wendt. Dies sei angesichts der Ausbreitung des Coronavirus jedoch nicht angesagt.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) verwies in der Zeitung auf die „Party-Hochburgen“, in denen es am Halloween-Wochenende ruhig gewesen sei. „Ich wünsche mir, dass das auch Silvester wieder so sein wird“, sagte der CDU-Politiker. Die Entscheidung über ein Feuerwerksverbot zu Silvester liege aber bei den Kommunen.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Kuffer bezeichnete es als gefährlich, wenn die Menschen in der derzeitigen aufgeheizten Stimmung mit Sprengstoff durch die Straßen laufen würden. Die „Silvester-Böllerei“ und Feuerwerke müssten dieses Jahr deshalb verboten werden, sagte er der Bild-Zeitung. (afp)

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