Kommentarvon Samira Ghozzi über Coronasprache: Verstehen statt Verständnis
Sind Coronakontrollen rassistisch? Nein. Es kann aber sein, dass sie unfreiwillig rassistische Stigmatisierungen reproduzieren. Warum? Eine mögliche Ursache ist die extreme Sperrigkeit der Verordnungstexte.
Denn wo selbst vollakademische Mutter-sprachler*innen mit der Semantik der Satzkonstruktion dieser Verlautbarungen heftig ins Ringen geraten, werden Menschen, die des Deutschen weniger mächtig sind, erst recht Probleme bekommen. Wo aber kontrolliert die Polizei? Wo sie Verstöße erwartet. Also rücken als fremd markierte Orte in den Fokus, Orte wie Moscheen und zuletzt vermehrt Schischa-Bars. Schon die erste Strafanzeige wegen Coronaverstößen ging laut Polizeimeldung im März an sieben Männer, die sich zum Spieleabend getroffen hatten – im Gemeindezentrum einer Moschee.
Sind muslimische Mitspieler*innen die Einzigen, die auf dem deutschen Spielfeld schummeln? Wahrscheinlich nicht. Die wahrgenommenen Sprachbarrieren und kulturellen Unterschiede sind auch in Bezug auf die Coronabestimmungen ein Aspekt, der also aus verschiedenen Perspektiven ins Gewicht fallen kann. Klar ist: Verstöße gegen Coronabestimmungen in Deutschland sollten nicht auf kulturelle Kontexte projiziert werden. Mit denen haben sie nichts zu tun.
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