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Berg-Karabach war bei der Russischen Revolution zu 93% von Armeniern bewohnt und auch 1991 mehrheitlich von diesen besiedelt.
Eine Völker-Kommission der UdSSR hat so auch nach der Revolution empfohlen, das Gebiet der Armenischen SSR zuzuordnen, was auch geschah.
Stalin entschied jedoch 1923, das Gebiet der Aserbaidschanischen SSR als "Autonome Region" zuzuschlagen.
Man vermutet, dass das hauptsächlich geschah um die Beziehungen zur neugegründeten Türkei zu verbessern; Evtl. auch aus Gründen die mit der Planwirtschaft zusammen hängen. - Ein sonstiger Sachgrund ist jedenfalls nicht erkennbar.
Was wichtig ist zu wissen: Die Unabhängigkeitserklärung der Autonomen Region Berg-Karabach am 2.9.1991 - drei Tage nach der selbigen der Aserbaidschanischen SSR von der UdSSR, die wie in Zentralasien hauptsächlich den Zweck hatte der lokalen KP-Führung ihre Posten zu sichern (siehe Alieyev-Klan) - war in vollständiger Übereinstimmung mit dem damals gültigen Soviet-Unions - und Aserbaidschanischem SSR-Recht:
Hiernach hatte jede Teilrepublik und jede Autonome Region das verbriefte Recht die Unabhängigkeit zu erklären.
Wenn man nun also die, - über 70 Jahre immer wieder geforderte Selbstständigkeit bzw. den Wunsch der Zugehörigkeit zu Armenien in Frage stellen möchte müsste das konsequenterweise auch für die von Aserbaidschan selbst gelten!
Zweitens: Nagorno-Karabach ist im Gegensatz zur Erb-Diktatur Aserbaidschan (Aliyev-Klan), eine relativ entwickelte Demokratie.
- Und das schon zu Zeiten als im "Mutterland" Armenien noch der autokratische Langzeitpräsident und Wahl-Fälscher Sersch Sargsjan herrschte. (!)
Wie können Sie vor dem geschichtlichen Hintergrund des Genozides an den Armeniern derartig die Fakten verdrehen. Die Türkei ist der zentrale Kriegstreiber und Initiator in diesem Konflikt und versucht mit allen Mitteln ihren Plan der Vertreibung und Ermordung von Christen in dieser Region fortzusetzen.
Die einen protestieren, die anderen wollen nichts davon hören: Weil die Ampel sich nicht um Klimaschutz kümmert, driftet die Gesellschaft auseinander.
Gefechte um Berg-Karabach: Aus Propaganda wird Krieg
Um Berg-Karabach wurde schon einmal ein vollkommen sinnloser Krieg geführt. Armenien und Aserbaidschan betreiben eine verantwortungslose Propaganda.
Ilham Alijew, Präsident der Republik Aserbaidschan, bei der Ansprache an die Nation am 27.September Foto: Uncredited/Azerbaijan's Presidential Press Office/AP/dpa
Es ist nicht mehr auszuschließen, dass die Gefechte zwischen Aserbaidschan und Armenien rund um die armenische Enklave Berg-Karabach sich zu einem veritablen Krieg entwickeln. Seit nach dem Ende der Sowjetunion bereits einmal Krieg um das Gebiet geführt wurde, den Armenien gewann und das seitdem auch Gebiete rund um Karabach besetzt hält, die unzweifelhaft zu Aserbaidschan gehören, sinnt Aserbaidschan auf Rache.
Der Alijew-Clan, der Aserbaidschan seit Jahrzehnten diktatorisch regiert, hat den Konflikt immer genutzt, um den Nationalismus der Aseris anzustacheln und damit Unterstützung für das eigene Regime zu generieren. Das Geld aus den Ölverkäufen wurde für Waffenkäufe verschwendet, statt für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Jetzt scheint Alijew zum Opfer seiner eigenen Propaganda zu werden. Er muss mit einem Krieg liefern, was er seinem Volk versprochen hat.
Während Aserbaidschan immer unter der Knute des Alijew-Clans blieb, wechselten in Armenien häufig die Regierungen, doch eines blieb immer gleich: die Propaganda, dass Armenien in Karabach das heilige Christentum gegen die aserisch-türkischen muslimischen Barbaren verteidigt, die im Ersten Weltkrieg schon einmal einen Völkermord an den Armeniern verübt haben. Die Propaganda beider Seiten machte in den letzten 30 Jahren einen pragmatischen Kompromiss unmöglich.
Russland, das als einzige auswärtige Macht die Möglichkeit gehabt hätte, einen Kompromiss zu erzwingen, hat im Ernst überhaupt kein Interesse daran, weil der Konflikt seine militärische und politische Dauerpräsenz im südlichen Kaukasus zementiert. Die Türkei sieht dagegen in dem Konflikt die Möglichkeit, durch die Unterstützung des „aserischen Brudervolks“ selbst wieder einen Fuß in den Kaukasus setzen zu können. So könnte es Krieg geben um ein Stück Land, das eigentlich niemandem nutzt. Es ist landschaftlich schön, aber es ernährt seine Bewohner nicht, weshalb die jungen Leute auch scharenweise von dort weggehen. Es würde ein Krieg der ideologischen Verblendung.
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Schwerpunkt Bergkarabach
Kommentar von
Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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