: Erfolgreich sitzen
Tausende Menschen demonstrieren gegen eine Versammlung von Neonazis. Die Partei Der III. Weg hatte dazu aufgerufen. Doch die Antifaschichten setzen sich durch

Von Greta Rothenpieler
„Lieber mit Abstand tanzen, statt mit Rechten kuscheln“ – unter diesem Motto und begleitet von lauter Bassmusik fährt am Samstagmittag ein Fahrradkorso aus etwa 500 Menschen aus der Berliner Innenstadt nach Hohenschönhausen. Anlass ist eine dort ab 14 Uhr angemeldete Demonstration von Rechtsextremen, gegen die unter anderem auf diese Weise protestiert wird.
Die Neonazis versammeln sich zum Tag der Deutschen Einheit zunächst zu einer Kundgebung mit dem Titel „Ein Volk will Zukunft“. Hinter der Veranstaltung steht die rechtsextreme Partei Der III. Weg. Nach Angaben der Polizei nahmen etwa 200 Menschen daran teil. Bei den Gegendemonstranten zählt der Veranstalter, das Berliner Bündnis gegen Rechts, 1.500 bis 2.000 Menschen.
Denn neben dem Fahrradkorso gibt es noch weitere breite Gegenproteste. Bereits ab 11 Uhr finden vier verschiedenen Kundgebungen rund um die geplante Route der Nazi-Demo statt. Außerdem blockieren Demonstrant:innen sitzend die Straße und können so am späten Nachmittag den Aufzug der Rechtsextremen an der Zingster/Ecke Ribnitzer Straße aufhalten. Die müssen nun eine andere Route nehmen.
Trotz der friedlichen Sitzblockaden berichtet die Polizei später von vereinzelten Stein- und Flaschenwürfen gegen Polizist:innen. Einige wenige Demonstrierende seien in Gewahrsam genommen worden. In den sozialen Medien kursieren Fotos von Polizeihunden ohne Maulkorb und rabiatem Umgang mit den Demonstrierenden. Doch auch mit den Neonazis stößt die Polizei immer wieder zusammen. Und nicht nur die: Jörg Reichel, der Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, schreibt auf Twitter, er sei an der Ribnitzer Straße von „Nazisympathisanten“ mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden und habe Prellungen davongetragen.
Vor dem Linden-Center in Hohenschönhausen an der Landsberger Allee füllen am Nachmittag Hunderte Menschen mit der zentralen Kundgebung die gesamte Straße. Organisiert wurde sie vom Bündnis Bunter Wind aus Lichtenberg, das sich im Bezirk gegen Rechtsextremismus engagiert.
Für Annika Eckel von der Fach- und Netzwerkstelle Licht-Blicke, die zum Bündnis gehört, ist es ein bedeutsamer Protest. Erst die NPD und später auch die AfD hätten in diesem Gebiet hohe Wahlerfolge erzielt. „Deswegen ist es sehr wichtig, hier zu sein, das andere Lichtenberg zu zeigen und eben auch gegen Rassismus und für Demokratie auf die Straße zu gehen“, sagt Eckel.
Als „Skandal“ bezeichnet einer der Demonstranten die Veranstaltung der Neonazis. Mit dem Gegenprotest wolle man zeigen, dass es für sie in unserer Gesellschaft keinen Raum gebe. Zur Demo sind sowohl junge als auch alte Menschen gekommen. „Gemeinsam gegen den Faschismus“, rufen die Demonstrant:innen.
Das Programm der Kundgebungen setzt sich aus Rede- und Musikbeiträgen unterschiedlicher Initiativen, Parteien und Künstler:innen zusammen. So kommen neben Abgeordneten der Linken und Grünen auch Aktivist:innen der Seebrücke, des queerfeministischen Hausprojekts Liebig34 und weiterer Gruppen zu Wort, die den antifaschistischen Protest stärken.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen