wie machen sie das?
: Der Sensen­lehrer

Gunther Rödel, 53, aus Neuhaus am Rennweg in Thüringen, ist Inhaber und Betreiber des Rödelhofs und professioneller Sensenlehrer.

taz am wochenende: Herr Rödel, Sie bringen Menschen das Sensenmähen bei. Wie machen Sie das?

Gunther Rödel: Ich biete meist sechsstündige Intensivkurse an. Da machen wir erst drei Stunden das Sensendengeln, also die Herrichtung der Schneide. Und nach einer kleinen Pause mähen wir dann etwa drei Stunden. Ich mache auch Kurse für Kinder ab acht Jahren. Die sind natürlich anders aufgebaut, weil die Aufmerksamkeitsspanne bei Kinder ja kürzer ist.

Wie sind Sie Sensenlehrer geworden?

Hier in Neuhaus am Rennweg, wo ich herstamme, gibt es viele kleine Berge. Früher konnte man so was nur mit der Sense mähen, da gab es ja noch keine Mähroboter wie heute. Mein Großvater hat das gemacht und von dem habe ich das Sensenmähen mit acht Jahren gelernt, ich mache das also schon ungefähr seit 45 Jahren. Seit fünf Jahren bin ich offiziell Sensenlehrer. Dafür muss man eine Ausbildung beim Sensenverein machen. Mittlerweile gebe ich im ganzen Bundesgebiet Sensenkurse.

Was muss man beim Sensenmähen beachten?

Es ist wichtig, dass man gutes Werkzeug hat. Der Holzworb beziehungsweise Sensenbaum, also der Sensenstiel, muss perfekt an die Körpergröße des Mähers angepasst werden. Es ist wichtig, dass man beim Mähen immer gerade steht, sonst gibt es Rückenschmerzen. Dann braucht man ein gutes Sensenblatt. Je besser das Material ist, desto weniger Arbeit hat man beim Dengeln. Das ist das Nachschärfen der Sensenschneide mit einem Hammer. Sensenmähen soll nicht anstrengend sein. Wenn alles richtig eingestellt ist, dann ist das eine entspannende Geschichte.

Woher bekommt man eine Sense?

Preisgünstiges Sensenmaterial bekommt man im Baumarkt, aber das ist nicht gut, weil es nicht auf die Körpergröße einstellbar ist. Für eine gute Sense muss man etwa 150 Euro ausgeben. Dafür hält die aber meist auch ein Leben lang. In meinen Kursen bekommt jeder Teilnehmer eine neue Sense zum Üben und kann diese nach dem Kurs direkt kaufen. Dann macht man keine Fehlkäufe und die Sense ist perfekt eingestellt.

Was sind die Vorteile des Sensenmähens?

Man kann zu jeder Tageszeit mähen, denn es macht ja keinen Lärm. Strom oder Benzin benötigt man nicht. Hohes Gras lässt sich so schneller mähen als mit einem Rasenmäher. Auch nasses Gras kann man bearbeiten. Außerdem ist es entspannend. Es gibt nichts Schöneres als früh bei Sonnenaufgang im Morgentau zu mähen. Man riecht das frische Gras, hört die gleichmäßigen Geräusche. Das macht einfach Spaß.

Interview Christina Focken