: Der beispielhafte Kampf gegen Kinderlähmung
Seit 1988 sind die Impfkampagnen gegen Polio auf der ganzen Welt koordiniert
Poliomyelitis (Kinderlähmung) ist eine Virenerkrankung, die durch den Kontakt von Fäkalien mit dem Mund verbreitet wird und zu unheilbaren Lähmungen des Nervensystems führen kann. Bis zur Entwicklung von Schluckimpfungen in den 1950er Jahren war die Krankheit weltweit endemisch. Impfkampagnen in den reichen Ländern begannen in den 1960ern, 1988 wurden sie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit dem UN-Kinderhilfswerk und der Rotary Foundation weltweit ausgeweitet. Ein ähnlich global koordiniertes Programm gibt es sonst nur gegen den Guineawurm.
Seit 1988 sind laut WHO die Polio-Fälle weltweit um über 99 Prozent zurückgegangen, von geschätzten 350.000 Erkrankungen auf 33 im Jahr 2018. Die WHO erklärte die Amerikas 1994 poliofrei, den Westpazifik im Jahr 2000, Europa im Jahr 2002 und Südostasien im Jahr 2014. Poliofrei bedeutet, dass drei Jahre hintereinander kein Infektionsfall mehr registriert wurde. Dann gilt die Übertragungskette als unterbrochen, im Folgejahr wird die Seuche offiziell für ausgerottet erklärt.
Laut WHO sind seit 2019 zwei der drei bekannten Stämme des Polio-Wildvirus vollständig ausgerottet. Nachdem Afrika jetzt poliofrei ist, zirkuliert das Virus nur noch in Pakistan und Afghanistan, wo radikale Islamisten seit Jahren die Impfkampagnen verhindern. Dadurch steigen die Fallzahlen wieder: Nach 33 weltweit im Jahr 2018 waren es 2020 bis zum 16. Juni bereits 70. Seit Monaten wird in Pakistan und Afghanistan wegen Covid-19 gar nicht geimpft.
Neben dem Polio-Wildvirus zirkulieren auch „vakzine-abgeleitete“ Polioviren, die sich aus den Ausscheidungen geimpfter Personen heraus verbreiten können, wenn Ungeimpfte mit diesen in Kontakt geraten. Solche Fälle gibt es laut WHO derzeit in 21 Ländern der Welt. Dominic Johnson
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