: Angebliche Umsturzversuche
Der Journalist Bobomurod Abdullaev wurde von Kirgisien an Usbekistan ausgeliefert
Vor wenigen Tagen wurde der usbekische Journalist Bobomurod Abdullaev von kirgisischen Behörden nach einem entsprechenden Begehren an sein Heimatland ausgeliefert. Der 47-Jährige war am 9. August in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek festgenommen worden.
In Usbekistan wird gegen Abdullaev, der derzeit noch auf freiem Fuss ist, das Land aber nicht verlassen darf, wegen „Angriffen auf den Präsidenten“ sowie „Angriffen auf die verfassungsrechtliche Ordnung Usbekistans“ strafrechtlich ermittelt. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft. Möglicherweise stehen die Ermittlungen in Zusammenhang mit einer Reihe kritischer Artikel über Usbekistans Präsidenten Shavkat Mirzijojew und dessen Politik, die Abdullaev für den Telegram-Kanal Qora Mergan verfasst haben soll. Abdullaev bestreitet dies, genauso wie Qora Mergan. Mitarbeiter des Kanals erklärten auch, in keinerlei Beziehung zu dem Journalisten zu stehen.
Abdullaev ist den usbekischen Behörden schon lange ein Dorn im Auge. So wurde die unabhängige Nachrichtenseite Ozod Ovoz (Freie Stimme), die er gegründet hatte, 2005 geschlossen. Unter dem Pseudonym Usman Chaknazarow schrieb er über ein Jahrzehnt über illegale Waffengeschäfte, Korruption und Repressionen gegen die politische Opposition unter dem damaligen autoritären Präsidenten Islam Karimow an. 2017 flog sein Pseudonym auf und Abdullaev wurde festgenommen. Während seiner fast achtmonatigen Untersuchungshaft wurde Abdullaev gefoltert. Im Mai 2018 erging die Gerichtsentscheidung: Wegen des Versuchs, über Medien einen Regierungssturz herbeizuführen, wurde Abdullaev dazu verurteilt, drei Jahre lang 20 Prozent seines Einkommens an den Staat zu zahlen. Das Gefängnis durfte er verlassen.
Im Herbst vergangenen Jahres erhielt er ein dreimonatiges Stipendium in Berlin, das unter anderem die Reporter ohne Grenzen (RoG) sowie die taz Panter Stiftung ermöglicht hatten. Im Anschluss reiste er via Kasachstan nach Kirgisien, wo er ein Training an der Amerikanischen Universität in Zentralasien (AUCA) absolvierte. RoG forderte die usbekischen Behörden auf, alle Anschuldigungen gegen Abdullaev fallen zu lassen und eine Ausreise nach Deutschland zu ermöglichen. „Wir befürchten, dass unser Stipendiat erneut verhaftet werden könnte, sobald die internationale Aufmerksamkeit für den Fall nachlässt“, sagte RoG-Geschäftsführer Christian Mihr. Barbara Oertel
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