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„Es schien, als hätten sie uns vergessen“

Women*Team (XIV): Sportlerinnen bekommen weniger Aufmerksamkeit und Geld für ihre Leistungen als Männer. Hier kommen sie zu Wort. Fenja Bröckler ist Handballerin, richtig spielen durfte sie in der Coronakrise bislang nicht – anders als ihre männlichen Kollegen. Nun steht der Klassenerhalt auf dem Spiel

Fenja Bröckler,29, ist Lehramts-Referendarin, hat mit drei Jahren mit Handball angefangen.

InterviewLaura Strübbe

taz: Was hätte es bedeutet, ohne Testspiele in die Saison zu starten, Frau Bröckler?

Fenja Bröckler: Es wäre für uns kaum eine Option gewesen. Unser Trainer sagte auch, er könne es uns nicht zumuten. In solchen Spielen erlebt man eine ganz andere Härte des Sports als beim normalen Training. Man spielt als Mannschaft gegen eine andere, dieser Wettkampfcharakter ist im Training nicht immer gegeben.

Warum sind Sie dafür nicht in benachbarte Bundesländer gefahren?

Wir sind in Flensburg schon ein Stück weit von anderen Bundesländern entfernt. Es war aber auch nicht in unserem Sinne, in der Coronapandemie herumzureisen und andernorts zu spielen. Auch vor den Ressourcen her wäre solch ein Ausflug nicht nachhaltig gewesen. Unser Trainer hatte sich frühzeitig um Gegner aus Dänemark bemüht, allerdings Schwierigkeiten, welche zu finden.

Wie hat Ihr Team bislang trainiert?

Wir konnten nur mit zehn Leuten auf einer Hallenhälfte spielen und haben demnach sehr individuell trainiert, aber auch vier gegen vier mit einem Torwart jeweils gespielt. Durch das Training in Kleingruppen sind wir wieder etwas ins Spielen gekommen.

Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Ich hatte riesigen Spaß daran, endlich wieder zu spielen. Nicht nur den Sport an sich zu betreiben, sondern auch wieder mit der Mannschaft zusammenzukommen. Nach den ganzen Verboten war das ein Stück Normalität. Doch irgendwann dachte ich, es wäre schon einmal schön, mit dem ganzen Team zu spielen. Die Zeit war für mich sehr durchwachsen.

Hat der Blick auf andere Bundesländer dieses Gefühl verstärkt?

Es ist nicht an uns vorbeigegangen, dass in anderen Bundesländern viele Regelungen wieder gelockert wurden. Wir haben immer wieder nachgefragt, nur konnte uns keiner eine Antwort geben. Der Saisonstart rückte immer näher. Die Zehn-Sportler-Regel sollte am 10. August aufgehoben werden. Schleswig Holstein hat sich aber entschieden, nicht zu lockern. Es schien, als hätten sie uns als Bundesligisten vergessen. Wenn am Mittwoch die Lockerungen auch bei uns in Kraft treten, sind es nur noch zweieinhalb Wochen bis zum Saisonstart. Das kommt zu spät. Mit den anderen Mannschaften herrscht keine Chancengleichheit mehr.

Die Männer vom THW Kiel und der SG-Flensburg-Handewitt durften mit Sondergenehmigungen in voller Stärke trainieren – Ihr Frauenteam aber nicht.

Der Verein hat gehofft, dass vom Handballverband Schleswig-Holstein Signale kommen. Die Handball-Bundesliga hat in Kiel eine Sondergenehmigung für die Bundesliga der Männer eingefordert. Da war uns schnell klar: Sie hat mehr Handlungsmacht als die Bundesliga der Frauen. Wir hatten uns darauf verlassen, dass die Landesregierung gleiche Bedingungen für alle Teams sicherstellen würde – so wie bei den Männern. Landes-Handballpräsident Dierk Petersen hat uns erklärt, wir müssten eine Sondergenehmigung beantragen. Diese haben wir immer noch nicht erhalten.

Hat der TSV Nord Harrislee deswegen Nachteile?

Wir spielen als Erstes gegen Lintfort aus Nordrhein-Westfalen. Die werden bis dahin elf Spiele in der Vorbereitung gespielt haben, wir dagegen, wenn’s hochkommt, fünf. Unser jetziger Stand ist nicht der, den wir drei Wochen vor Saisonstart gern hätten. Das ist ein Nachteil. Dazu kommt, dass laut der Liga die ersten vier Spiele Geisterspiele sein sollen. Nun ist das von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich: In Lintfort spielen wir auswärts vor Zuschauern, zum Spiel eine Woche später dürfen uns in der eigenen Halle aber keine Zuschauer anfeuern. Das macht einen entschiedenen Unterschied in der Stimmung.

Wie will Ihr Team die Nachteile ausgleichen?

Nun, da wir trainieren dürfen, werden wir das auch mehr tun. Jetzt erst recht, hat sich jede von uns gedacht. Wie groß der Nachteil wirklich ist, wird sich in den ersten Saisonspielen zeigen. Unser Ziel für die kommende Saison kann nur Klassenerhaltsein. Dabei waren wir in der vorigen Saison noch siebte.

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