heute in hamburg: „Ticketpreise müssen sinken“
Demo von Fridays for Future und Ver.di mit Abstands-Menschenkette für die Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs: Rathaus, ab 14 Uhr
Interview Regina Seibel
taz: Frau Frieß, heute demonstriert die Gewerkschaft Ver.di gemeinsam mit Fridays for Future. War diese Entscheidung völlig unumstritten?
Sieglinde Frieß: Ja, das war sie und das freut mich sehr. Fridays for Future hat mit uns eine bundesweite Zusammenarbeit vereinbart und das klappt wunderbar. Wir bei Ver.di sind der Meinung, dass es für die Klimawende nötig ist, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. Das soll aber nicht zu Lasten der Beschäftigen geschehen.
Wie meinen Sie das genau? Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs wäre ja eigentlich eine gute Sache für die Beschäftigten.
Natürlich begrüßen die Kolleg*innen den Ausbau, sie wollen aber auch mit ihren Sorgen berücksichtigt werden. Schon jetzt gibt es hier viele Probleme: Die Löhne sind zu niedrig, obwohl die Kollegen teilweise im Schnitt zehn Stunden am Tag arbeiten müssen. Einsteiger verdienen hier 2.500 Euro brutto. In Hamburg ist es damit fast nicht möglich, eine Familie zu ernähren. Es ist toll, dass die Taktung von Bus und Bahn schneller geworden ist, aber es fehlen die nötigen Mitarbeiter*innen, weil die Arbeitsplätze nicht attraktiv genug sind. Die Kolleg*innen haben die Schnauze voll, dass sie dann noch mehr arbeiten müssen. Die Schicht wechselt außerdem jeden Tag, das ist belastend.
Welche weiteren Forderungen haben Sie?
Wir unterstützen die Verkehrswende durch Ausbau des ÖPNV und Senkung der zu hohen Ticketpreise. Gleichzeitig müssen aber auch das Personal und die Löhne steigen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Auch für besondere Belastungen muss es Ausgleiche geben und 30 Urlaubstage sollten für die Kolleg*innen ein Muss sein. Für alle, auch die Nutzer*innen, ist es von Vorteil, wenn die Bus- und Bahnfahrer*innen kürzere Schichten haben und somit auch entspannt am Steuer sitzen. Das sind alles kleine Elemente.
Sinkende Ticketpreise und höhere Löhne. Wie passt das zusammen?
Sieglinde Frieß
61, ist stellvertretende Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg.
Eine Verkehrswende wird politisch erst mal Kosten verursachen, sie lohnt sich aber. Das ist eine Investition in die Zukunft und spart teure Umweltschäden ein.
Werden weitere Demonstrationen stattfinden?
Dieses Mal demonstrieren wir an der Seite von Fridays for Future. Wenn im Herbst die Tarifverhandlungen heißer werden, plant Ver.di weitere Aktionen und wir hoffen, dass dann neben Fridays for Future viele Menschen an unserer Seite stehen.
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