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petitionen der wocheOhne Karstadt gibt es Löcherin der Innenstadt

Anlass der Petitionen

Die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH schließt 50 Warenhäuser

Das wollen die Initiatoren

Den Erhalt der Filiale(n) in ihrer Stadt

Das wollen sie nicht

Verödete Innenstädte und Arbeits­lose

Schon mal einen Kühlschrank im Internet bestellt und dann bei der Lieferung festgestellt, dass er zwar schön, aber von der Größe her eher zur Make-up-Aufbewahrung geeignet ist? Zu solchen Missverständnissen wird es in Zukunft noch öfter kommen: Die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH hatte im Juni bekannt gegeben, 62 ihrer Warenhäuser in 47 deutschen Städten zu schließen – und mit ihnen schwindet noch viel mehr als „die Möglichkeit, sich die Produkte genau anzuschauen, in die Hand zu nehmen, zu prüfen etc.“, wie es Julian Wick in seiner Petition gegen die Schließung der Bielefelder Karstadt-Filiale formuliert hat. Er ist Schüler des dortigen Ceciliengymnasiums und gehört einer Generation an, für die Warenhäuser alten Schlages gerade noch so zur Gegenwart gehören. 1.009 Unterstützer fand er für seine an Wolfram Keil gerichtete Petition, den Vorsitzenden des Aufsichtsrats von Karstadt – und hatte sozusagen Erfolg: Die Vermietergesellschaft stimmte in letzter Sekunde einer niedrigeren Mietzahlung zu. Es tritt nun also nicht ein, was Julian Wick befürchtet hatte, nämlich dass „ohne Galeria mitten im Zentrum ein großes Loch wäre“.

Doch die Bielefelder Petition gegen die Karstadt-Kaufhof-Schließungen ist nur eine von vielen im Bundesgebiet, und die Kaufhäuser haben gerade in mittleren Städten eine große Bedeutung. So heißt es in der von der Initiative „Credo Poetry“ an den Bremerhavener Oberbürgermeister Melf Grantz gerichteten Petition: „Karstadt ist der letzte große Anker der Innenstadt Bremerhavens. Das letzte Warenhaus in einer Innenstadt, die schon jetzt stark mit Leerständen zu kämpfen hat.“ Die Initiative befürchtet, dass die Abwesenheit dieses Geschäfts das Zentrum der Stadt „möglicherweise komplett zum Veröden bringt“ und hat 1.729 UnterstützerInnen gefunden, die open.petition der Initiative WSB e. V., die sich für den Erhalt der Filiale in Hamburg-Bergedorf einsetzt, gar 6.508. Der Bremerhavener Oberbürgermeister kämpft derweil für eine Absenkung der Miete durch den Eigentümer, die High­street Holding GbR.

Auch die Karstadt-MitarbeiterInnen bleiben nicht untätig, laut Gewerkschaft Verdi droht rund 6.000 der insgesamt 28.000 Beschäftigten die Entlassung. Via Youtube weisen zwei sympathische Angestellte der Berliner Filiale in den Gropius-Passagen auf ihre Situation und die ihrer Kollegen, von denen „viele schon seit Jahrzehnten im Unternehmen arbeiten“, hin. Ausgerechnet in der Kaufhaus-Stadt Berlin, verewigt in Hans Falladas Roman „Kleiner Mann, was nun?“, drohen gleich sechs Filialen zu verschwinden, neben der erwähnten in den Gropius-Passagen auch Häuser in Charlottenburg, Tempelhof, Hohenschönhausen und Tegel sowie Karstadt Sports am Kranzler Eck, Kurfürstendamm. Die an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller gerichtete Petition verweist denn auch darauf, dass „Galeria Karstadt Kaufhof ins Stadtbild gehört“, und hat bereits 7.387 UnterstützerInnen gefunden.

Das Ringen um die Zukunft der einzelnen Häuser des durch Corona in die Krise geratenen Konzerns geht weiter – und die Liste der zu schließenden Filialen ist mittlerweile von 62 auf 50 gesunken. Der große Gewinner bleibt jedoch der Internethandelsriese Amazon. Aber hey, ein ­Extra-Kühlschrank für Make-up! Warum nicht?

Martin Reichert

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