Mysteriöse Kämpfe im Kongo: Das M23-Phantom

Die Rebellen, die einst den Osten der Demokratischen Republik Kongo in Atem hielten, sollen wieder da sein. Oder ist das alles ein Ablenkungsmanöver?

Am Zenit ihrer Macht: M23-Kämpfer patrouillieren in der Millionenstadt Goma, November 2012 Foto: Simone Schlindwein

BERLIN taz | Sie sind wieder da! schreien Akteure von Zivilgesellschaft und Armee im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Seit fast einer Woche geistern Panikmeldungen herum, wonach die mehrheitlich aus Tutsi-Kämpfern bestehende Rebellengruppe M23 (Bewegung des 23. März) wieder aktiv sei. Sie habe sogar Teile des Bezirks Rutshuru in der Provinz Nord-Kivu eingenommen.

Diese Nachrichten wecken im Ostkongo Erinnerungen an das Jahr 2012, als die M23 nicht nur Rutshuru, sondern sogar die Provinzhauptstadt Goma eingenommen hatte und die Armee vor sich hertrieb. Es war eine der größten militärischen Eroberungen von Rebellen in dieser Region seit dem Ende des Kongokrieges 2003 gewesen. Erst 2013 wurde die M23 mit Hilfe einer UN-Spezialbrigade geschlagen und rettete sich über die Grenzen nach Ruanda und Uganda. Dort wurden die knapp 1200 M23-Kämpfer entwaffnet und in Lagern einquartiert, wo sie zum Teil bis heute hausen.

Jetzt bestätigte der kongolesische Armeesprecher Major Njike Kaiko Guillaume Kämpfe im Bezirk Rutshuru unweit der ugandischen Grenze. Es seien drei Soldaten getötet und einer verwundet worden. Von wem, wollte er zunächst nicht sagen.

„Es ist wahr, dass die Armee vorgestern Zusammenstöße mit Angreifern in Bikenge hatte“, erklärte er am Montag. „Noch heute hatten wir am Fuße des Berges Sabinyo Zusammenstöße mit bewaffneten Männern, denen wir jedoch nicht sofort eine Identität geben wollen, bevor unsere Geheimdienste ihre Arbeit erledigen.“

Versteckt in den Bambuswäldern

Der Verdacht auf die M23 liegt nahe. Denn M23-Militärführer Sultani Makenga hat sich Anfang 2017 mit knapp 100 seiner Kämpfer aus Uganda davongemacht und sich in den Bambuswäldern an der Flanke des erloschenen Sabinyo-Vulkans im Dreiländereck eingenistet. Dort wartet er seitdem auf „den richtigen Moment“, wie er der taz mehrfach kommuniziert hat.

Fotos, die die taz jüngst gesehen hat, zeugen davon, dass die Kämpfer sich Bambushütten errichtet hatten und gut versorgt wirken. Der sonst so dürre Makenga sieht wohlgenährt und gut gelaunt aus. Offiziell will er keine Interviews geben, doch vor wenigen Tagen ließ er ausrichten: Er sei entspannt und amüsiert über die Gerüchte, die die Kongolesen nun verbreiten.

M23-Präsident Bertrand Bisimwa verneint aus Ugandas Hauptstadt Kampala heraus jegliche Kämpfe. „Wir verurteilen die Manipulation in Rutshuru durch einige Soldaten der nationalen Armee, die Panik auslösen, indem sie den Fall der Stadt Rutshuru unter der Kontrolle von M23 in dieser Nacht ankündigen,“ so seine Erklärung. „Was gestern in Rutshuru passiert ist, ist die Folge der Angst in sozialen Netzwerken, die die Armee dazu veranlasste, Warmschüsse durchzuführen, um ihre Anwesenheit zu markieren und einen möglichen Feind abzuschrecken.“

Der „mögliche Feind“ ist laut M23 die ruandische Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas). Deren Logistikeinheit, für den Handel mit Uganda zuständig, habe sich zwischen Bikenge und der Grenze verschanzt und auch mit den Armeesoldaten Geschäfte gemacht. Dabei sei es zum Streit gekommen – und zum Feuergefecht. Die Schuld nun der M23 zuzuschieben, sei ein „Ablenkungsmanöver“, um die Kollaboration zwischen Kongos Armee und FDLR zu vertuschen.

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