Twitter sperrt QAnon-Konten: Digitale Faust der Macht

Twitter schränkt die Meinungsfreiheit gefährlicher Nutzer ein. Andere Netzwerke sollten sich anschließen. Digitale Gewalt bleibt nicht digital.

Frau hält Kind in QAnon-Shirtss bei einer Wahlveranstatlung von Trump in Pennsylvania 2018

Frau hält Kind in QAnon-Shirt bei einer Wahlveranstatlung von Trump in Pennsylvania 2018 Foto: Leah Mills/Reuters

Diese Erkenntnis kommt zwar spät, aber immerhin: Falschinformationen und Hasssprache, die im Netz, in Onlinediensten oder sozialen Medien verbreitet werden, sind auch offline eine Gefahr. Das US-Unternehmen Twitter nennt solche Auswirkungen „Schäden im wirklichen Leben“. Damit begründet der Konzern die Sperre für mehr als 7.000 Konten des rechten Verschwörungsnetzwerks ­QAnon. Zudem sollen auf Twitter keine Links der Bewegung mehr geteilt werden können und Botschaften nicht in den Empfehlungen oder Trends erscheinen.

Tja, wer hätte das gedacht, dass antisemitische und rechtsradikale Tweets dazu führen, dass Menschen im echten Leben bedroht werden oder dass absurde Informationen über Covid-19 in aggressiven Protesten auf der Straße gegen Coronarestriktionen münden. Tut es aber, auch wenn ­QAnon-Anhänger:innen von einem irren Konstrukt überzeugt sind, das von einem geheimen Krieg des US-Präsidenten gegen ein mächtiges Netzwerk aus Hollywood-Größen, Politiker:innen oder Wirtschaftsleuten faselt, die dem Satan huldigen und Kinder töten. Was wahnsinnig klingt, ist für viele Onlinenutzer:innen offenbar eine „Wahrheit“, die sie gerne hören.

Die Sperre für solchen Irrsinn ist also mehr als überfällig. Doch so mächtig die sozialen Plattformen auch sind, ihre Nutznießer:innen sind es ebenso. Im Kampf gegen rechte Verschwörungen heißt der Gegner Donald Trump. Wie für kaum einen anderen politischen Influencer und Machthaber ist Twitter die Plattform, um Hass­tiraden in die Welt zu blasen.

Wenn in der Summe nun tatsächlich 150.000 rechte Konten deutlich an Reichweite verlieren, trifft dies auch Trump und seinen Wahlkampf. Der Gegenangriff auf den US-Konzern wird wohl nicht ausbleiben. Trotzdem und um den Aufschrei der Zensur sofort abzuwürgen: Ja, Twitter schränkt mit der Aktion die Meinungsfreiheit gefährlicher Verschwörungsanhänger:innen ein. Andere Netzwerke sollten sich anschließen. Digitale Gewalt bleibt eben nicht digital.

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Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort.

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