piwik no script img

leseschwachInnensenator Grote auf Sparflamme für „Coronaparty“ gegrillt

Um den heißen Brei herumgeredet hat der Innenausschuss der Bürgerschaft bei der Befragung von Innensenator Andy Grote (SPD) zu dessen „Coronaparty“. So ziemlich das Einzige, was beim Grillen des Senators durch die Abgeordneten nicht zur Sprache kam, war die einschlägige Handreichung des Senats im Wortlaut. Dabei lässt sie an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig.

Grote hatte am 10. Juni an die 30 Freunde „auf ein Getränk mit Abstand“ in ein Lokal in der Hafencity eingeladen, um seine erneute Vereidigung als Senator zu begießen. Grotes Verteidigungsstrategie lautete hinterher: Die Veranstaltung sei wohl rechtmäßig gewesen, aber politisch und moralisch falsch. Dass ein entsprechender Spielraum existiere, könne man in der Stadt sehen. Jedoch hätte „nicht der Eindruck entstehen dürfen, dass es der Innensenator nicht so genau nimmt“.

Die Abgeordneten im Innenausschuss thematisierten diesen Widerspruch, sorgten sich um Grotes Autorität, forderten seinen Rücktritt, erfragten Details zum Abend, unterließen es aber, ihn rechtlich festzunageln.

Am dichtesten dran lag die FDPlerin Anna von Treuenfels-Frowein: „Wie wollen Sie den Bürgern erklären, warum sie nicht auch 15 bis 30 Leute anlässlich einer Taufe einladen dürfen?“

Aber auch sie kam nicht auf den Gedanken, die Corona-FAQ des Senats vom 10. Juni zu zitieren: Demnach erlaubt sind an öffentlichen Orten Treffen mit den Mitgliedern des eigenen und eines anderen Haushalts, maximal zehn Personen. „Das gilt auch für die Gastronomie.“ Noch Fragen? Gernot Knödler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen