Struktureller Rassismus am Arbeitsplatz: Ein Rezeptemagazin als Vorbild

Redaktionen von US-Magazinen des Verlags Conde Nast ziehen Konsequenzen aus ihren rassistischen Strukturen – in Deutschland unvorstellbar.

Cover

Das Magazin Bon Appétit erscheint in den USA monatlich im Verlag Condé Nast Foto: Conde Nast

Am vergangenen Montag hat Adam Rapoport seinen Job als Chefredakteur bei dem erfolgreichen US-amerikanischen Food-Magazin Bon Appétit niedergelegt. Kurz zuvor war in sozialen Medien ein älteres Foto von ihm mit braun angemaltem Gesicht aufgetaucht. Sein Blackfacing scheint jedoch nur der letzte Tropfen gewesen zu sein. In den vergangenen Tagen hatten Angestellte von Bon Appétit die Unternehmenskultur scharf kritisiert.

Bon Appétit erscheint im Condé Nast Verlag als monatliches Magazin, mittlerweile ist es vor allem für seine Präsenz bei Youtube und Instagram bekannt. Das Unternehmen hat sich selbst als inklusiv und divers verstanden.

Sohla El-Waylly, Köchin und Redakteursassistentin, hatte kürzlich den Umgang mit BIPOC (Black, Indigenous and People of Color) bei Bon Appetit kritisiert. Sie erzählte, dass weiße Menschen besser bezahlt werden würden, sie lediglich weniger erfahrene weiße Redakteur:innen unterstützen und dann aus Diversitiy-Gründen vor die Kamera müsse. Viele Redakteur:innen unterstützten El-Waylly, beschrieben Bon Appétit als „white-centric“ und forderten gleiche Bezahlung für BIPOC. Rapaport reagierte auf die Vorwürfe mit einer Entschuldigung und seiner Kündigung.

Umfassende Analyse und Untersuchung

Mit der Kündigung einer einzelnen Person verschwinden noch keine rassistischen Strukturen am Arbeitsplatz, das ist klar. Doch am Mittwochabend veröffentlichte das Team von Bon Appétit und Epicurious, ebenfalls eine Food-Website, ein Statement, in dem sie Veränderungen ankündigen: „People of Color für den Chefposten zu priorisieren, Antirassismus-Trainings für das Team und alle Gehaltsunterschiede aufzuheben.“ Zudem entschuldigten sie sich dafür, schuld an einer Unternehmenskultur zu sein, in der sich mit BIPOC „geschmückt“ wurde, während die weißen Redakteur:innen die Macht und das Geld bekamen.

Roger Lynch, CEO von Conde Nast, kündigte eine umfassende Gehaltsanalyse und eine interne Untersuchung bis Ende des Jahres an. Letzte Woche hatte sich auch Anna Wintour, Chefredakteurin der Vogue, für intolerante und schmerzhafte Bilder und Geschichten entschuldigt sowie dafür, sich nicht genug für Schwarze Perspektiven eingesetzt zu haben.

Zu beobachten bleibt, ob die Versprechen eingelöst werden. Dass Medien ihre eigenen rassistischen Strukturen hinterfragen und zugeben, sich mit BIPOC-Angestellten zu „schmücken“, ist ein Fortschritt. In der deutschen Medienlandschaft das noch unvorstellbar. Nicht weiße Menschen einzustellen ist wichtig. Das allein reicht aber nicht. Ein Mode- und ein Rezeptemagazin könnten Vorbilder für viele deutsche Medien werden.

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