: Missstände erst ermöglicht
Grütters (CDU) verteidigt Entlassung von Gedenkstätten-Chef Knabe
Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat vor dem Untersuchungsausschuss zur Stasi-Opfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen die Entlassung des langjährigen Gedenkstättenleiters Hubertus Knabe verteidigt. Der Ausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses soll Vorgänge um mutmaßliche sexuelle Belästigung von Mitarbeiterinnen der vom Bund mitfinanzierten Gedenkstätte klären.
Die CDU-Politikerin kritisierte in der Befragung am Dienstag, es habe in dieser Sache keine vertrauensvolle Zusammenarbeit Knabes mit dem Stiftungsrat gegeben. Er habe sich nicht um Aufklärung bemüht und Missstände in der Gedenkstätte „objektiv erst ermöglicht“. Damit habe keine Führungsfähigkeit mehr bestanden. Der Stiftungsrat, in dem Grütters über eine Mitarbeiterin vertreten ist, war aus ihrer Sicht verpflichtet zu handeln.
Der Ausschuss soll Vorgänge um die Entlassung Knabes im November 2018 prüfen. Er soll nicht entschieden genug gegen mutmaßliche sexuelle Belästigung durch seinen Vize vorgegangen sein. Knabe hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Ein Rechtsstreit endete mit einem Vergleich, der Chefposten wurde neu besetzt.
Die Kündigung des Stellvertreters wurde vom Arbeitsgericht als rechtens eingestuft, weil er sich vielfach nicht angemessen verhalten habe. Über Vorwürfe sexueller Belästigung urteilte das Gericht nicht.
Nach den Worten von Grütters hat Knabe beim Schutz der Beschäftigten gegen seine Pflichten verstoßen. So habe er es versäumt, eine Beschwerdestelle und eine Frauenvertretung einzurichten. Er habe Sensibilität als Führungskraft vermissen lassen.
Grütters verwies auf die anhaltende Bedeutung von Grenzverletzungen und Übergriffen gegen Frauen. „Das Thema ist mir sehr wichtig und beschäftigt mich ständig.“ Als erster Zeuge hatte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), der auch Vorsitzender des Stiftungsrates ist, Knabes Entlassung ebenfalls als „im Interesse der Stiftung“ verteidigt. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen