: Brandursache Sperrmüll
Nach dem Feuer im Dong-Xuan-Center hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen eine Händlerin erhoben. Bezirk baut Löschwasserbrunnen im Markt
Von Marina Mai
Es war das größte Feuer in Berlin seit Jahren: Im Juli 2019 brannten eine Lagerhalle und mehrere Schiffscontainer im Dong-Xuan-Center in Lichtenberg ab. Die Feuerwehr kämpfte mehrere Tage gegen immer neu aufflammende Glutnester. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.
Laut Gerichtssprecherin Lisa Jani ist eine Händlerin für Nagelstudio-Bedarf beim Amtsgericht Tiergarten wegen fahrlässiger Brandstiftung angeklagt. Die Anklage wurde noch nicht zur Hauptverhandlung zugelassen; derzeit läuft ein sogenanntes Zwischenverfahren, bei dem beide Seiten Schriftsätze austauschen können.
Allerdings scheint die Staatsanwaltschaft hier von einem minderschweren Vergehen auszugehen: Da sie die Anklage beim Amtsgericht und nicht beim Landgericht eingereicht hat, kann sie maximal eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren beantragt haben, die dann auch zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Ob und wann es zu einer Hauptverhandlung kommt, ist laut Gerichtssprecherin Jani noch nicht bekannt; zu Details der Anklage konnte sie sich ebenfalls nicht äußern.
Auch die angeklagte Vietnamesin äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht. Laut taz-Informationen sollen Mitarbeiter der Unternehmerin – und nicht sie selbst – aussortierte Möbel für Nagelstudios und Kartons an dem trockenen und heißen Sonnentag verbrannt haben, statt sie als Sperrmüll kostenpflichtig zu entsorgen. Die Händlerin soll durch das Feuer große Mengen an Ware verloren haben. Die Mitarbeiter, die sich den Informationen zufolge wohl illegal in Deutschland aufgehalten haben sollen, seien anschließend untergetaucht.
Lichtenbergs Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) sagte der taz, dass die Löscharbeiten erheblich erschwert waren, weil ein Hydrant durch einen Schiffscontainer verstellt und deshalb nur eingeschränkt für die Löscharbeiten nutzbar war.
Einen weiteren Löschwasserbrunnen in der Nähe des Brandherdes konnte die Feuerwehr laut Hönicke bei der Brandbekämpfung nicht nutzen, weil sie keine Kenntnis darüber hatte, wo er sich befand. Dies kostete zu Beginn der Löscharbeiten offenbar wertvolle Zeit. Laut Baustadtrat Hönicke werden auf dem Asiamarkt deswegen fünf weitere Löschwasserbrunnen gebaut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen