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Besondere Stärken in besonderen Zeiten

Die Coronapandemie stellte die taz vor Schwierigkeiten, wie es sie zuvor in 41 Jahren taz-Geschichte selten gab. Inzwischen zeichnet sich ab, dass wir diese Herausforderung erstaunlich gut meistern könnten. Zeit für eine Bestandsaufnahme

Von Andreas Marggraf

Sogar Seitenpläne für reduzierte Zeitungsausgaben haben wir gemacht – vor inzwischen vielen Wochen, als die Coronakrise wirklich alles Leben erfasste, auch unsere Produktion. Doch dann waren wir verblüfft: Wir schafften es, Tag für Tag, Woche für Woche, die taz auch aus den Homeoffices unserer Mitarbeiter*innen in vollem Umfang herzustellen. Die Wertschätzung, die wir dafür von unseren Leser*innen erfahren, freut uns mächtig. Viele Kol­leg*innen finden sogar Gefallen am Arbeiten (meist, aber nicht immer) von zu Hause aus. Doch – auch das gehört zur Wahrheit nicht nur bei uns – wir vermissen inzwischen die informellen Gespräche im Flur, die persönliche Diskussion an einem gemeinsamen, physischen Ort. So oder so: Während der Pandemiestab der taz über Schutz- und Präventionsmaßnahmen diskutiert, ist zugleich die Nachfrage nach taz-Journalismus ungebrochen hoch, ja höher denn je.

Und so sind wir auch ein bisschen stolz, dass die Zugriffszahlen auf taz.de von etwa sechs Millionen monatlichen Besuchen (Visits) auf über zehn Mil­lio­nen gestiegen sind. Die Zahl derjenigen, die die taz als Tages- beziehungsweise Wochenendzeitung abonniert haben, sei es gedruckt oder digital, als Probe- oder Vollabo, ist von 50.000 auf über 53.000 gestiegen. Doch anders als bei anderen Zeitungen gibt es bei der taz keine ökonomische Krise. Das liegt daran, dass diese Zeitung sich zum überwiegenden Teil aus dem Verkauf ihrer journalistischen Produkte finanziert. Der Anzeigenverkauf – so wichtig er auch für die taz ist – spielt nur eine geringere Rolle, sodass hier nicht viel wegbrechen kann. Andere Bereiche wie der taz Shop, die taz Kantine oder taz Reisen in die Zivilgesellschaft können von ihrem Selbstverständnis her nicht auf Gewinnmaximierung getrimmt werden, sondern dienen der Stärkung der Marke taz durch das Angebot von umweltfreundlichen Produkten, nachhaltigem Essen, wichtigen politischen Diskussionen und Reisen in die Zivilgesellschaft. Coronabedingte Verluste können wir gut auffangen.

Zur Finanzierung ihres Journalismus hat die taz in den letzten Jahren ihr solidarisches Preismodell, wonach man je nach finanzieller Möglichkeit frei zwischen drei Abopreisen wählen kann, mit „taz zahl ich“ auch auf das Bezahlen des Onlineangebots ausgedehnt. Gerade in Coronazeiten hat dies besondere Stärken.

Erfreulich hohe Abonachfrage

Der freie Zugang zum unabhängigen taz-Journalismus ist für alle möglich, und die taz hat – im Gegensatz zu vielen anderen Verlagen – ein tragfähiges Finanzierungsmodell für ihren online angebotenen Inhalt.

Erfreulicherweise wird die taz aber auch in ihrer etwas haptischeren Form stark nachgefragt: Die Abozahlen steigen signifikant. Rund 56 Prozent der Probe- und Neu­abo­n­nent*in­nen entscheiden sich für ein digitales respektive ein Kombiabo, bestehend aus gedruckter Wochenend-taz und ePaper in der App an Werktagen. Die ­Coronakrise bestärkt uns somit in unserer Digitalisierungsstrategie, weil digitales Lesen – online und offline – gefragt ist. Deshalb lassen wir uns auch vom Homeoffice nicht daran hindern, weiter mit Hochdruck an unserer Produktentwicklung zu arbeiten. Unsere neue ­tageszeitung-App für das Smartphone wird in den nächsten Wochen erscheinen und zu den notwendigen zusätzlichen digitalen Abos beitragen. Auch an der Weiterentwicklung von taz.de wird intensiv gearbeitet. Denn auch wenn die Zahlungen für „taz zahl ich“ in den letzten Wochen erfreulich gestiegen sind, benötigen wir noch mehr davon, um die Finanzierung unseres Journalismus dauerhaft zu sichern.

Da auch im Bereich der papiernen Zeitung die Abozahlen gestiegen sind, können wir möglicherweise den Tag, an dem wir das tägliche Drucken der Zeitung aus logistischen und finan­ziellen Gründen einstellen müssen, ­etwas hinauszögern. Entscheidend dafür wird auch weiterhin die Antwort auf die Frage sein, ob nach Abzug der (steigenden) Druck- und Vertriebs­kosten ausreichend Erträge zur Finanzierung der Redaktion zur Verfügung stehen. Dass insbesondere die Auflage der taz am Wochenende sowohl im Abo als auch am Kiosk gestiegen ist, freut uns besonders, weil diese ja auch dauerhaft in gedruckter Form erscheinen wird.

Entscheidend bei allen Entwicklungen bleibt die Erkenntnis, dass guter und unabhängiger Journalismus ein Publikum braucht, das diese Arbeit wertschätzt: eine taz-Community also, die weiß, dass unsere Arbeit Geld kostet. Mit anderen Worten: Sie haben das verstanden und tragen mit Ihren solidarischen Zahlungen dazu bei, dass die taz als linkes Medienhaus eine Zukunft hat. Wir hoffen, dass wir davon auch weitere Leser*innen und Un­ter­stüt­zer*in­nen überzeugen können.

Andreas Marggraf bildet zusammen mit Andreas Bull und bald auch Aline Lüllmann die taz-Geschäftsführung.

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