Corona-Hilfsgelder in Afrika: #FollowCOVID19Money

Aktivisten mehrerer afrikanischer Länder haben sich vernetzt. Sie wollen wissen, was mit Geldern zum Kampf gegen das Coronavirus passiert.

Menschen mit Mundschutz stehen hinter einer zerstörten und Marktständen, rechts im Bild lodert ein Feuer.

Wer bezahlt das? Polizei in Liberia zündet Marktstände an, um Corona zu bekämpfen, 11. April Foto: reuters

COTONOU taz | Welche Gelder zum Kampf gegen die Corona-Pandemie fließen von außen nach Afrika und welche werden vor Ort generiert? Es ist schwierig, da den Überblick zu behalten.

In Liberia beispielsweise hat Planungsminister Samuel D. Tweah einer lokalen Zeitung zufolge von rund 15 Millionen US-Dollar gesprochen, die aus verschiedenen Töpfen der Weltbank stammen. Anderswo heißt es, dass die Weltbank und der westafrikanische Staat einen Vertrag über eine Budgethilfe von 40 Millionen US-Dollar für das laufende Haushaltsjahr unterzeichnet haben. Auch hier soll ein Großteil des Geldes für COVID-19 und die weitreichenden Folgen bestimmt sein.

„Wir wissen, dass riesige Summen zugesagt werden. Doch die Regierung gibt uns nur Updates über die Fallzahlen, nicht jedoch darüber, wofür die Gelder genutzt werden“, kritisiert Samuel Kpator, Aktivist und Vorsitzender der Youth Wash Coalition in Liberia.

Die Sorge um die Gelder sei begründet, sagt Kpator und erinnert an die Ebola-Krise von 2014 und 2015. An dem Virus starben damals 4.809 Menschen in Liberia. „Es gab Spenden. Doch Beamte und Personen in strategischen Positionen sind mit den Geldern verschwunden.“

Strenge Ausgangssperren

Auch in andere Länder fließen derzeit viele Millionen Euro oder werden zumindest versprochen. Ende März hat die nichtstaatliche Organisation Connected Development (CODE) mit Sitz in der nigerianischen Hauptstadt Abuja Spenden von Geschäftsleuten, Politiker*innen, Banken und Firmen in Höhe von 43,8 Milliarden Naira (gut 104 Millionen Euro) aufgelistet. Auch hier ist unklar, ob die Gelder bereits gezahlt worden sind, und falls ja, an wen und wie sie eingesetzt werden.

Erst recht gibt es keinen Überblick, was in dem riesigen Land mit über 180 Millionen Einwohnern auf lokaler und regionaler Ebene passiert. Nigeria hat 36 Bundesstaaten, wo ebenfalls zahlreiche lokale Aktionen laufen oder zumindest angedacht werden. Dazu tauchen auf Facebook immer wieder Fotos von angeblichen Spendenübergaben auf, die aber in der Realität nie stattgefunden haben.

Um all dies wollen sich ab sofort Aktivist*innen aus aktuell sieben Ländern kümmern. Initiator ist Hamzat Lawal, Mitgründer von CODE und Initiator von „Follow the Money“. Seit acht Jahren verfolgt diese Initiative, ob Regierungsversprechen umgesetzt werden und staatliche Gelder wie private Spenden tatsächlich für die vorgegebenen Projekte genutzt werden. Nun stehen die Corona-Gelder im Fokus.

Der Hashtag der Kampagne lautet #FollowCOVID19Money. Entstehen soll eine umfangreiche Datensammlung. Außerdem sollen Behörden und Politiker*innen in die Verantwortung genommen werden. „Wir wollen beispielsweise vom NCDC [nigerianisches Zentrum für Seuchenbekämpfung] wissen, wie viele Menschen überhaupt getestet wurden.“

Keine leichte Aufgabe. In vielen Ländern gilt derzeit eine strenge Ausgangssperre. Behörden sind nicht besetzt oder wollen keine Auskünfte geben. Teslima Jallow von Gambia Participates, einer Organisation, die zu Korruptionsbekämpfung und transparenter Finanzpolitik arbeitet, kennt das Problem. Die Weltbank hat Gambia 10 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen Corona zugesagt. Doch detaillierte Informationen über den Einsatz der Summe hat Jallow bisher von keiner staatlichen Stelle erhalten.

„Bekommen etwa Patient*innen in Isolationszentren eine Unterstützung?“, lautet eine seiner Fragen. Ziel sei es deshalb, in den kommenden Wochen mit Corona-Patient*innen zu sprechen.

Die Ergebnisse sollen fortlaufend in sozialen Netzwerken und vor allem über lokale Radiostationen bekannt gemacht werden. Im Rahmen der Corona-Krise und vor allem den Ausgangssperren brechen immer mehr Jobs und somit Einnahmequellen weg, sodass Internetguthaben längst zu Luxus geworden ist.

Auch für Evelyn Mathai, die für die kenianische Organisation Slums Information Development and Resource Centre (SIDAREC) in Nairobi arbeitet, ist das Radio deshalb das Medium schlechthin. „Auch nutzen wir verschiedene Sprachen“, sagt sie. Denn längst nicht jede*r spricht auch Englisch.

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