: Wehrbruch bedroht Fische
An der Wohldorfer Schleuse staut sich das Wasser nicht mehr. Das hat Auswirkungen auf Flora und Fauna
Von Pascal Patrick Pfaff
Noch bis zum Anfang der vergangenen Woche hatte die Wohldorfer Alsterschleuse in Hamburg-Duvenstedt ihren Dienst getan. Doch dann ist die Kette der Wehrklappe gerissen „und das Wasser floss praktisch in einem Schwall herunter“, sagt Wolfram Hammer vom BUND.
Mit Folgen für die Flussbewohner: Weil durch die erhöhte Wassermenge viel Schlamm mitgespült und infolgedessen das Kiesbett der Alster bedeckt werde, komme es unterhalb der Schleuse zu einer Verschlechterung der Lebensverhältnisse, sagt Hammer. Auch die Laichmöglichkeiten für die im Fluss schwimmenden Meeresforellen seien eingeschränkt. Andreas Lampe vom Nabu sieht das Problem darin, „dass dadurch die Zwischenräume der Kieselsteine im Flusslauf verstopft werden“. Die Meeresforelle müsse dann mehr Sediment aus dem Weg räumen.
Hammer vom BUND sagt, dass die letzten Jungforellen im März geschlüpft sein dürften. Die Auswirkungen des Wehrbruchs seien für sie insofern nicht ganz so gravierend. Da der Wasserstand derzeit aber um etwa eineinhalb Meter niedriger sei, fallen Teile der Gewässersohle oder des Ufers trocken. Hammer: „Dort leben aber Muscheln, die für den Lebensraum eine wichtige Funktion haben, weil sie stark reinigend wirken.“ Man habe die Behörden deshalb darauf hingewiesen, die Tiere wieder in die Bereiche umzusetzen, wo sie überleben können.
Fischdurchgang geplant
Indessen sei die Situation besonders für das Bachneunauge in der Alster unglücklich, wie Lampe vom Nabu sagt. „Die Tiere haben jetzt im Frühjahr Laichzeit. Das ist alles ziemlich bedauerlich, weil sie in Europa sehr selten sind.“
Der Wehrklappenriss wirkt sich jedoch noch auf eine andere Weise auf das Leben im Fluss aus: Für viele Fische und wirbellose Tiere sei es nämlich ein Problem, über Schleusen wie in Wohldorf herüberzukommen.
„Jetzt ist die Alster aber durchgängig. Diese Havarie hat somit dazu geführt, dass Fische vom unteren in den oberen Bereich des Flusses aufsteigen können. Das war vorher nicht möglich“, sagt Lampe. Für Fische wie die Bachneunaugen sei dies ein Vorteil. „Wenn aber nächste Woche wieder ein provisorisches Wehr vorhanden ist, dann wird der Bereich oberhalb der Schleuse nicht mehr für wandernde Fische zu erreichen sein.“
Der Bruch der Wassersperre vermag indes die Planung für einen Fischdurchgang in Wohldorf beschleunigen, vermutet Hammer vom BUND. „Für alle Wehre an der Alster ist geplant, künstliche Fischaufstiegshilfen zu bauen.“ Die hiesige Schleuse sei für 2022 vorgesehen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen