piwik no script img

Für alle genug

Bei Anträgen auf Corona-Fördermittel heißt es oft: warten

Von Bert Schulz

Für Lesebühnenautorin und taz-Kolumnistin Lea Streisand sind die Einschränkungen wegen des Coronavirus existenzgefährdend. „Ich verdiene vor allem durch meine Lesungen“, sagt sie – doch die sind wegen des Kontaktverbots alle abgesagt. Am vergangenen Freitag nutzte sie deswegen die erste Chance, die vom rot-rot-grünen Senat beschlossenen Hilfsgelder für kleine Unternehmen, Kreative und Solo-Selbstständige zu beantragen. In ihrem Fall: 5.000 Euro Soforthilfe. Cash. Gut zwei Stunden nach Beginn der Verteilung ging sie auf die Internetseite der Investi­tions­bank Berlin (IBB) – und erhielt die Wartenummer 81.299 sowie die Mitteilung, dass vor ihr 74.031 Nutzer warteten.

Der Schreck und die Enttäuschung waren erst mal groß, legten sich aber bald, als Streisand klar wurde, dass die Listen tatsächlich nach und nach abgearbeitet wurden und sie immer sehen konnte, an welcher Stelle sie stand. „Das war sehr praktisch und hat wirklich funktionert“, berichtet sie.

Kollatz will nachlegen

Wie der Autorin ging es vielen, und viele machten ihrem Ärger in sozialen Netzwerken Luft – vielleicht auch aus Sorge, dass sie nicht mehr rechtzeitig drankämen; dass das Geld irgendwann aufgebraucht sei. Dieser Angst versucht Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) entgegenzutreten. „Es gibt genug Geld für alle“, sagte seine Sprecherin Eva Henkel am Montag der taz. Und: „Falls das Geld knapp werden sollte, wird nachgelegt.“ Die Erhöhung soll auch mit Bundesmitteln finanziert werden.

Bisher waren 600 Millionen Euro eingeplant: Kleine Firmen mit bis zu fünf Beschäftigten, Freiberufler und Solo-Selbstständige können zur Bewältigung der schlimmsten Härten 5.000 Euro Zuschuss bei der IBB beantragen. Gegebenenfalls ist in frühestens drei Monaten ein weiterer Antrag möglich. Berlin hat rund 200.000 Solo-Selbstständige wie Lea Streisand. Die andere Hälfte des Sofortprogramms des Landes wurde für kleine und mittlere Unternehmen bis zu 250 Beschäftigten aufgelegt. Sie können als Liquiditätshilfe zinslose Kredite von der IBB bekommen. Das maximale Volumen liegt bei 500.000 Euro, kann im Einzelfall aber auch höher sein.

Zwei Tage später kam dann auch Lea Streisand an die Reihe. Der Antrag selbst sei in 15 Minuten ausgefüllt gewesen – auch weil sie sich vorher im Netz kundig gemacht hatte, welche Angaben benötigt werden. Laut IBB sind die ersten Hilfen inzwischen ausgezahlt. Streisand wartete am Montagnachmittag noch. „Zur Sicherheit habe ich einen Screenshot der Zusage gemacht.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen