piwik no script img

Tegel soll den Abflug machen

Die Flughafengesellschaft will eine vorübergehende Stilllegung von Tegel beantragen. Heute könnte darüber entschieden werden

Von Claudius Prößer

Der Flughafen Tegel soll schnell geschlossen werden – das fordern jetzt auch die Betreiber selbst. Dies umzusetzen ist jedoch nicht ganz einfach: Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) will am heutigen Montag die Gesellschafter des Unternehmens zu einem Antrag auf zeitweilige Entlassung aus der Betriebspflicht des Flughafens bewegen. Bewilligen müsste diesen Antrag dann die Senatsverwaltung für Verkehr unter Senatorin Regine Günther (Grüne). Nach Informationen der dpa ist vorerst eine Schließung bis Ende Mai vorgesehen.

Wie die FBB gegenüber den drei Gesellschaftern – Berlin, Brandenburg und dem Bund – argumentieren wird, geht aus einem internen Papier hervor, das der taz vorliegt. Darin heißt es, die Einstellung des Flugbetriebs in Tegel entlaste die Flughafengesellschaft um monatlich rund 6 Millionen Euro. Das ist dringend benötigtes Geld, denn geflogen wird mittlerweile nur noch wenig.

Es gebe kaum noch Einnahmen aus Flugbetrieb, Parkplätzen und Shops, heißt es in dem Papier. Die Flughafengesellschaft mache zurzeit täglich etwa eine Million Euro Umsatzverlust. Auch das beantragte Kurzarbeitergeld und weitere Sparmaßnahmen könnten das „nicht annähernd“ wettmachen. Die Beibehaltung der Betriebspflicht von Tegel schlage mit rund 7,5 Millionen Euro monatlich zu Buche, ein Wegfall – „bei vollem Erhalt der Funktionsfähigkeit“ würde diesen Betrag auf rund 1,5 Millionen absenken.

3.000 Passagiere täglich

Durch die Corona-Krise sei der Flugbetrieb in Tegel und Schönefeld „innerhalb weniger Wochen auf ein Niveau von 5 bis 10 Prozent zurückgegangen“, so das interne Papier. Nur noch rund 3.000 Passagiere starteten und landeten zurzeit täglich. Eine schnelle Verbesserung der Lage sei nicht zu erwarten. Der internationale Branchenverband IATA rechne erst ab 2021 mit einer Erholung, die aufgrund der zu erwartenden weltweiten Rezession auch noch sehr langsam erfolgen werde.

Die temporäre Schließung von Tegel lasse sich innerhalb von zwei Wochen wieder aufheben, argumentieren die AutorInnen – „wenn die Coronakrise schnell vorüber wäre, würde es vor der Eröffnung des BER wieder zu einer Eröffnung von TXL kommen“. Der Flughafen bleibe so lange „streng bewacht“ und „voll funktionsfähig“.

Für Schönefeld als temporären Single-Airport plädiert die Vorlage unter anderem, weil es dort kein Nachtflugverbot gibt. In Tegel sind Nacht-Landungen derzeit nur aufgrund der besonderen Umstände mit einer befristeten Sondergenehmigung möglich.

Außerdem befinde sich das FBB-Frachtzentrum in Schönefeld, das für die Sicherstellung der Versorgung wichtig sei.

Die Kapazitäten in Schönefeld – täglich können dort bis zu 30.000 Passagiere abgefertigt werden – reichten „auf absehbare Zeit“ aus, um den derzeit prognostizierten Flugverkehr abzudecken.

Die meisten Rückholungen von Reisenden durch Touristikunternehmen oder die Bundesregierung seien im Übrigen abgeschlossen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen