Wo das Coronavirus hilft

Die schwere Lage im Flugverkehr macht die geplante Eröffnung des BER im Herbst sogar einfacher, sagt Flughafenchef Lütke Daldrup

Von Claudius Prößer

Auch wenn es zynisch klingt: Die geplante Inbetriebnahme des Großflughafens BER Ende Oktober wird durch die Corona-Pandemie nicht gefährdet, sondern sogar begünstigt. Das ist zumindest die Einschätzung des Geschäftsführers der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB), Engelbert Lütke Daldrup.

Grund: Der Flugverkehr in Tegel und Schönefeld ist seit Beginn der Krise dramatisch eingebrochen, und die FBB rechnet damit, dass sich die Lage im Herbst noch nicht vollständig erholt haben wird. Das dürfte den Umzug und die Aufnahme des Betriebs in Schönefeld spürbar erleichtern, sagte Lütke Daldrup am Donnerstagabend nach einer Sitzung des Aufsichtsrats.

Kurze Pressekonferenz

Es war die wohl kürzeste Pressekonferenz nach einer Flughafen-Aufsichtsratssitzung in den vergangenen Jahren – bei denen es ja immer um neue Pannen beim Terminalumbau sowie um die Frage ging, ob die für Ende 2020 versprochene Eröffnung wirklich würde eingehalten werden. Diesmal fehlte allerdings die Presse: Lütke Daldrup und Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider standen vor einem leeren Raum. Die JournalistInnen verfolgten die Statements der beiden per Videostream und hatten die Gelegenheit, sich per Chat zu Wort zu melden. Offenbar ein Format, das diszipliniert. Jedenfalls blieb die Zahl der Fragen überschaubar.

Er müsse „alle enttäuschen, die auf eine Absage spekulieren“, sagte Bretschneider gleich zu Beginn. Die Botschaft des Auftritts war eindeutig: Krise hin, Krise her, beim BER bleibt alles wie geplant.

Geschäftsführer Lütke Daldrup betonte, der Probebetrieb („Orat“), der Ende April mit einer Evakuierungsübung im Flughafenbahnhof beginnen soll, werde wegen Corona nicht abgesagt oder verschoben: „Vielleicht werden wir ein bisschen mehr elektronisch organisieren und die Anzahl der Personen verringern.“

Wegen des erwarteten geringeren Verkehrsaufkommens im Oktober könne man auch die Zahl der Probedurchläufe reduzieren – und im Übrigen sei der Probebetrieb nicht vorgeschrieben. Es handele sich nur um ein „Best Practice“-Verfahren, das sich in den vergangenen Jahrzehnten bewährt habe. „Wir könnten auch ohne jedes Orat-Programm öffnen.“

Bei der Fertigstellung des Pannenterminals T1 sei man „sehr, sehr weit“, so Lütke Daldrup. Die noch ausstehenden Prüfungen der „Kabelgewerke“ würden in diesem Monat abgeschlossen und dem TÜV zur Abnahme übergeben. Daran ändere auch die vorsorgliche Quarantäne einiger TÜV-Mitarbeiter nichts: Der TÜV hatte am Dienstag Teile des Personals abgezogen, weil sie Kontakt mit einer positiv auf Sars-CoV-2 geprüften Person gehabt hatten. Diese Kollegen prüften jetzt die Dokumente vom Homeoffice aus. „Sie sehen einen optimistischen Geschäftsführer vor sich“, sagte Lütke Daldrup in seiner gewohnt trockenen Art.

Dabei geben die Entwicklungen wenig Grund zu Optimismus: Der Verkehr sei durch die Corona-Pandemie „eingebrochen“, so der Geschäftsführer. „In den letzten Tagen hatten wir noch ein Viertel des üblichen Verkehrs, und wir rechnen damit, dass das weiter zurückgeht.“ Die FBB werde sich deshalb in Tegel und Schönfeld-Alt auf je ein Terminal konzentrieren.