: Reichsbürger verboten
Vereinsgründerin stammt aus dem Osnabrücker Land
Heike Werding, Osnabrücker Landmark
In der Szene ist Heike Werding eine Ausnahme. Ihr Programm zwischen regionaler Währung und alternativen Wirtschaftskreisläufen auch. Die „Reichsbürger“-Szene dominieren Männer um die 50 Jahre, und ihre Proklamationen sind meist vermeintliche Reichsverfassungen. Am Donnerstag hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) den von Werding getragenen Verein „Osnabrücker Landmark“ verboten, zusammen mit dem Verein „Geeinte deutsche Völker und Stämme“.
Unter anderem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein durchsuchte die Polizei trotz Corona-Pandemie die Häuser von 21 Vereinsmitgliedern. Verbale Militanz und massive Drohungen gegen Amtsträger belegten die verfassungsfeindliche Haltung, so Seehofer. In einem Brief an die Bundeskanzlerin hatte Werding vor zweieinhalb Jahren gefordert, Angela Merkel solle das „Unternehmen Bundesrepublik Deutschland mit allen Filial- und Tochterunternehmen“ schließen. Nur das „Höchste Gericht“ ihrer Gruppe dürfe das Recht vertreten.
Im Landkreis Osnabrück war Werding, die inzwischen in Berlin lebt, jahrelang aktiv. Die „Generalbevollmächtigte der geeinten deutschen Völker und Stämme“ bot Seminare und Workshops an mit Titeln wie „Lebenderklärung“ oder „Bürgerrechte holt man sich“. Vor vier Jahren ordnete die rot-grüne Landesregierung den Verein der Reichsbürger-Szene zu. Auf der Website des Vereins schrieb Werding, die Bewohner des Osnabrücker Landes seien „von alters her ein standhaftes Völkchen“. Heute seien es „hunderte systemkritische Bürger, die nicht nur die Ortsbürgermeister, Bürgermeister und den Landrat, sondern auch die Gerichtsvollzieher und Präsidenten der Gerichte“ auffordern, ihre „Legitimität“ darzulegen und so einem „aufoktroyierten Handelssystem Paroli“ böten. „Dieser charmante und penetrante Charakter entwickelte sich vielleicht auch deshalb, weil in den Teutoburger Herzen das Blut der germanischen Stämme fließt.“ Andreas Speit
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen