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Heimat auf Zeit

Der Fotograf Wolfram Hahn porträtiert den ehemaligen NS-Fliegerhorst in Crailsheim. Oder genauer: die, die ihn seit Ende des Zweiten Weltkriegs bewohnen

Von Doris Akrap

Es war einmal ein Fliegerhorst. Den hatten die Nazis im baden-württembergischen Crailsheim gebaut. Heute ist aus den 1936 entstandenen Kasernen eine Wohnanlage geworden, die Burgbergstraße. Der Fotograf Wolfram Hahn porträtierte das dortige Wohn- und Lebensumfeld zwischen 2017 und 2019. Insbesondere die stark wechselnde Bewohnerstruktur hat es ihm angetan. Und die ist in der Tat besonders: Neben alteingesessenen Rentnern und Familien besteht sie aus Drogenabhängigen, Obdachlosen, in letzter Zeit Geflüchteten, Spätaussiedlern und aus Geflüchteten in der Folge des Zweiten Weltkriegs, sogenannten Heimatvertriebenen.

In seiner Arbeit mit dem Titel „Burgbergstraße 2017–2019“ verwendet Hahn aber nicht nur seine eigenen Fotos von den aktuellen Bewohnern. Er vermischt sie mit historischen Archivaufnahmen aus der Zeit, als die Wehrmacht den Ort als Fliegerhorst nutzte, und mit privaten Bilddokumenten der alten, schon länger hierher geflüchteten Bewohner.

Hahn selbst stammt aus Crailsheim, wo er 1979 geboren wurde. Er lebt und arbeitet in Berlin und war für prominente Fotopreise nominiert, darunter den World Press Photo Award (2011).

Seine Arbeit zeigt ein Stück Deutschland, das man auch von anderen Stadträndern kennt: Übergangsgelände, Zwischennutzungsgebiete, eingezäunte Gelände, die nach Abbruch und Verlassensein aussehen. Sie sind wie extraterritoriales Gebiet. Es gibt Versuche, das Gelände an die Stadt anzugliedern: Die Häuser wurden kürzlich saniert und eine Schule mit Kindergarten ist in eine der Baracken eingezogen.

Hahns Arbeit wurde 2019 im Museum Crailsheim ausgestellt und im UG Folkwang Museum. Im Herbst soll es als Buch beim Vexer Verlag erscheinen.

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