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Wikileaks und PressefreiheitKeine Auslieferung von Assange

Gastkommentar von Christian Mihr

Julian Assange darf nicht an die USA ausgeliefert werden, fordert Reporter ohne Grenzen. Der Wikileaks-Gründer solle umgehend freigelassen werden.

Die Auslieferung von Julian Assange an die USA könnte lebenslange Haft für ihn bedeuten Foto: Henry Nicholis/reuters

D ie USA verlangen von Großbritannien die Auslieferung von Julian Assange. In den USA drohen ihm 175 Jahre Gefängnis, weil er staatliche Geheimdokumente veröffentlicht hat, die journalistische Berichte von großem öffentlichen Interesse ermöglicht haben. Reporter ohne Grenzen fordert die Freilassung von Assange aus britischer Auslieferungshaft! Seit vielen Jahren stehen wir solidarisch an seiner Seite.

Wir haben zahlreiche Pressemitteilungen zur Verteidigung Assange und von Wikileaks veröffentlicht, und als 2010 versucht wurde, die Wikileaks-Webseite zu schließen, die Inhalte der Seite auf unserer eigenen Reporter-ohne-Grenzen-Webseite zwischengespeichert beziehungsweise gespiegelt. Wir haben ihn in der ecuadorianischen Botschaft in London besucht.

Wir haben seine Lebensbedingungen in der Botschaft und seine Haftbedingungen in Großbritannien kritisiert, die der UN-Sonderberichterstatter über Folter Nils Melzer mit psychologischer Folter gleichgesetzt hat. Dabei standen wir zeitweise bestimmten Praktiken bei Wikileaks durchaus kritisch gegenüber, aber darum geht es heute nicht: Die Auslieferung von Assange an die USA könnte zu einem gefährlichen Präzedenzfall für den Umgang mit kritischen Journalist*innen und ihren Quellen werden.

Für Reporter ohne Grenzen ist die Verfolgung Julian Assanges ein Angriff auf die Pressefreiheit. Im Fall einer Auslieferung werden Menschen, die über für die Öffentlichkeit relevante Geheimnisse verfügen, Angst haben, sich an Medien zu wenden, und investigative Journalist*innen müssen fürchten, für ihre Berichte über ihnen zugespielte geheime Informationen selbst verfolgt zu werden.

Die USA müssen deshalb die Verfolgung von Assange einstellen und die Anklage nach dem Spionagegesetz unverzüglich fallen lassen. Am 24. Februar soll ein britisches Gericht über den Auslieferungsantrag der USA entscheiden. Unterstützen Sie uns bitte bei unserem Einsatz. Unterschreiben Sie unsere Petition. Verbreiten Sie den Hashtag #FreeAssange.

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5 Kommentare

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  • Habe gerade diesen Artikel gefunden:

    "Conscience-free journalism is great career choice’: Guardian mocked over failure to mention Assange in ‘press freedom’ article"



    Gewissenloser Journalismus ist offenbar karrierefördernd. Und einfach noch dazu- ohne Recherche einfach weiterverbreiten, was die Regierungen und Geheimdienste als Narrative vorgeben. Journalismus kann leider auch als Waffe missbraucht werden, um missliebige Personen zu diskreditieren.

  • Petition ist unterzeichnet - ich wollte noch auf die Petition "assange helfen" von Günther Wallraff erwähnen und eine auf change.org von Davey Heller.

    Warum hat das so lange gedauert?



    Ich kann mir die Gleichgültigkeit von der Mehrheit der Journalisten nur so erklären, dass viele überhaupt nicht verstehen, was auf dem Spiel steht, wenn Assange verurteilt wird.

    Die Veröffentlichung von Verschlusssachen ist in den USA noch kein Straftatbestand. Wenn Assange ausgeliefert und verurteilt wird, wird es einer. Assange ist kein amerikanischer Staatsbürger, WikiLeaks ist keine US-amerikanische Publikationsinstitution. Die Auslieferung von Assange würde das Ende journalistischer Ermittlungen über Interna der Macht bedeuten. Es würde eine globale Tyrannei verwirklichen, unter der Grenzen, Nationalität und Recht nicht mehr gelten. Wenn hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, kann jede Veröffentlichung, die klassifiziertes Material enthält, von der New York Times bis zu einer alternativen Website, strafrechtlich verfolgt und damit letztendlich zensiert werden.



    Keine gute Basis für Journalisten die mehr sein wollen, als die PR Abteilung der Regierungen.

    • @Solarmodul:

      Ich denke, das hat so lange gedauert, weil die Erkenntnisse von Nils Melzer noch nicht bekannt waren.

      Bis dahin war Assange für mich eine ziemlich zwiespältige Person.

      Jetzt kann ich die ganze Angelegenheit in einem anderen Licht gehen.

      So wird es Journalisten wohl auch gehen.

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @Solarmodul:

      Ich stimme dieser und ähnlichen Äußerungen wiederholt zu und verstehe das Schweigen der großen Mehrheit der Journalisten und Publizisten in keinster Weise.



      Oder haben sie am Ende jetzt schon Angst?

  • Freiheit für Assange!