Annäherung zwischen Serbien und Kosovo: Die Wirtschaft soll’s richten

Die Präsidenten Serbiens und Kosovos wollen die vor 20 Jahren gekappten Verkehrsverbindungen wieder öffnen. Ein Zeichen der Hoffnung.

Drei Politiker stehen nebeneinander

US-Botschafter Grenell, Präsident des Kosovo Thaci und Serbiens Präsident Vucic in München (l-r) Foto: Sven Hoppe/dpa

Seit 2018 sprechen die Ver­tre­ter:in­nen von Serbien und Kosovo nicht mehr miteinander, der Friedensprozess ist auf Eis gelegt. Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, im Trubel fast unbemerkt, haben sie es doch getan – und eine Erklärung ausgehandelt, die hoffen lässt.

Seit dem Kosovokrieg 1999 und der erklärten Unabhängigkeit Kosovos von Serbien 2008 erkennt Serbien den Staat nicht an. So wurden die Zug- und Flugverbindung zwischen den Ländern vor zwanzig Jahren gekappt, eine Autobahnverbindung hat es nie gegeben – Symbol für die Eiszeit zwischen Serbien und Kosovo. Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist die Abschottung desaströs.

Nun haben die Präsidenten Serbiens und Kosovos, Aleksandar Vučić und Hashim Thaçi, vereinbart, die Verkehrswege wiedereröffnen oder bauen zu wollen. Das dürfte vor allem wirtschaftliche Gründe haben: Die Lage ist in beiden Ländern schlecht, Menschen wandern in Massen Richtung Westeuropa ab auf der Suche nach einer Lebensgrundlage. Die Hälfte der Jugend im Kosovo ist arbeitslos. Das hat den Druck auf die Regierenden erhöht, Bewegung in den Friedensprozess zu bringen. Das zeigt: Wenn der wirtschaftliche Druck groß genug ist, müssen sich auch die ärgsten Feinde zusammenreißen. US-Diplomaten haben das verstanden: Während die Vermittlungen der EU bisher kaum Ergebnisse gezeigt haben, fokussiert sich der US-Gesandte Richard Grenell auf die Wirtschaft. Er will durch Jobs und Investitionen eine Annäherung erreichen.

Der endgültige Frieden zwischen den Balkanländern ist damit aber noch nicht in greifbarer Nähe. Zum einen will Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti nichts von der Münchner Abmachung gewusst haben. Zum anderen ist das Vorhaben, die Flüge zwischen Prishtina und Belgrad wieder einzurichten, an die Bedingung geknüpft, die 100-Prozent-Zölle Kosovos auf serbische Güter aufzuheben. Die sind weniger eine wirtschaftliche als eine politisch brisante Angelegenheit. Und da sind die Fronten nach wie vor verhärtet.

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Jahrgang 1991. Seit 2018 bei der taz, seit 2019 als Redakteurin im Auslandsressort mit Schwerpunkt online und Südosteuropa.

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