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Andreas Speit Der rechte RandWo die AfD in jeder Ausgabeabgefeiert wird

Foto: Jungsfoto: dpa

Wie sich die AfD der rechtsextremen Szene annähert, das zeigt sich an einem Hochglanz-Magazin. Das „Deutsche Nachrichtenmagazin Zuerst!“ wird nicht nur von Politologen und Soziologen schon länger als rechtsextrem eingestuft. Auch im Gutachten des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu „Anhaltspunkten für Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung“ der AfD und ihrer Teilorganisation wurde im Januar 2019 eben dieses Magazin angeführt, das man auch als AfD-Fanzine bezeichnen könnte.

Der Verfassungsschutz sieht die Verbindung als einen Kontakt der Partei zu „rechtsextremistischen Verlagen“. Zuerst!-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter war selbst kurzfristig bei einem AfD-Bundestagsabgeordneten beschäftigt. Längst ist sein Magazin eine der Plattformen für AfD-Politiker: In der aktuellen Ausgabe finden sich gleich drei Interviews mit AfD-Bundestagsabgeordneten, die teilweise über mehrere Seiten laufen.

Unter dem Titel „Die Grenzen verschieben sich“ beklagt Frank Pasemann, dass „es nicht besonders gut um die Meinungsfreiheit in Deutschland“ stünde. Beim Thema Migration sei die „Stigmatisierung als ‚rechtsradikal‘ (…) ein Werkzeug im politischen Wettstreit“, sagt Pasemann.

Auch der Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka spricht gegenüber dem Magazin von einem „AfD-Bashing“. Unter dem Titel „Linke Presse hat Blut gerochen“ wettert der Bundestagsabgeordnete über die Kritik an seiner Spende für einen Gedenkstein in Oberschlesien für die deutschen Opfer der Weltkriege und der Vertreibung. Hier hat die AfD den Raum, um über die angeblich ungerechtfertigte Kritik zu klagen – und die Parteipositionen auszubreiten.

Der Abgeordnete Ulrich Oehme klagt unter dem Titel „Eingewanderte Krankheiten“, dass seit 2015 zu beobachten sei, dass „viele Neuerkrankungen in Asylunterkünften und -einrichtungen auftreten“ würden. Der „Schutz unsers Volkes“ sei gefährdet, versteigt sich der AfD-Abgeordnete.

Seit 2009 erscheint das Monatsmagazin in der Verlagsgruppe Lesen und Schenken um Dietmar Munier. Sie hat in Martensrade bei Kiel ihren Sitz. In der kleinen Gemeinde feierte Munier mit Mitstreitern auch schon Brauchtumsfeste. Mit dabei war 2012 auch der mittlerweile verstorbene Holocaust-Leugner Ernst Zündel, was einen Eindruck über die Nähe des Verlags nach ganz Rechts gibt.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Einer der ersten Zuerst!-Interviewpartner aus der AfD war Björn Höcke. Im September 2014 rechtfertigte sich der thüringische AfD-Landtagsfraktionschef noch gegenüber der taz, den Hintergrund des Magazins nicht gewusst zu haben. Doch die Ausrichtung schreckte die AfD nicht ab. Sie gab fleißig weiter Interviews. Auf Höcke folgte Parteiprominenz wie der Bundessprecher und Europaabgeordnete Jörg Meuthen.

Auch die Erwähnung im Gutachten des Verfassungsschutzes scheint der AfD keine Warnung zu sein. Der Kontakt wird gehalten, die Leserschaft soll offensichtlich nicht als potentielle Wähler verloren gehen. Im Vergleich zum weit rechten „Compact – Magazin für Souveränität“ hält sich „Zuerst!“ aus AfD-Streitigkeiten heraus. Die Startauflage lag bei 86.000 Exemplaren.

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