Das war auch noch
: Steckbrief an der Kita

Ist der Mann, der ihren Kindern in die Matschhosen hilft, ein Rechtsextremist? Das mussten sich einige Eltern einer städtischen Kita in Hannover in dieser Woche fragen. Antifa-Aktivist:innen hatten eine Art Steckbrief an der Kita ausgehängt. Mit dem wiesen sie darauf hin, dass einer der Erzieher Teil der ­„Calenberger Bande“ sein soll. Diese Gruppierung war Anfang der Woche auf der Plattform Indymedia geoutet worden. Sie wird für eine Reihe von rechten Übergriffen im Umland Hannovers verantwortlich gemacht.

Wie radikal die Gruppe tatsächlich ist, ist umstritten: Die Polizei ermittelt bisher lediglich in sechs Fällen von Sachbeschädigung und der Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen. Die Gruppe hatte Plakate geklebt, Flyer in Briefkästen geworfen, Graffiti gesprayt – alle mit ausländer- und muslimfeindlichen Sprüchen.

Von der Antifa heißt es, dass dieselben Täter möglicherweise auch hinter zwei Brandanschlägen aus dem vergangenen Jahr stecken. Beide Male waren Flaschen mit einer brennenden Flüssigkeit vor Haustüren platziert worden – einmal vor der eines jüdischen Ehepaares und einmal vor der einer kurdischen Familie.

Die Täter kannten sich offenbar gut aus und zielten eher auf persönliche Einschüchterung als auf maximalen Schaden. Im Fall des jüdischen Ehepaars erlosch der Brand von selbst, die kurdische Familie hatte ihn rasch gelöscht.

Nachdem Indymedia die Namen und Adressen öffentlich gemacht hatte, durchsuchte die Polizei die Wohnungen von drei mutmaßlichen Rädelsführern und beschlagnahmte zahlreiche Datenträger. Auch in der Wohnung des Erziehers.

Die beiden anderen Männer sind bekannte Neonazis, die schon zwischen 2008 und 2012 in der Vereinigung „Besseres Hannover“ aktiv waren. Diese Gruppe war vom damaligen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) verboten worden, nachdem sie nicht nur mit Propagandavideos mit dem „Abschiebär“ auf sich aufmerksam gemacht hatte, sondern auch einzelne Politiker und die damalige Integrationsministerin persönlich bedroht hatte.

Die Stadt hielt es für angebracht, den Mitarbeiter erst einmal abzuziehen. Weitere Auskünfte verweigerte sie jedoch mit Verweis auf das laufende Verfahren, wie die Hannoversche Allgemeine ­berichtet. In der relativ kleinen Einrichtung werden nur 20 Kinder im Alter bis zu sechs Jahren betreut. Nadine Conti