: Kükentöten geht weiter
Die Bundeslandwirtschaftsministerin sagt Dumpingpreisen für Lebensmittel den Kampf an. Kükentöten hingegen wird später eingestellt als vereinbart war
Beim Kauf von Lebensmitteln wollen Bauernverband und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Verbraucher zum Umdenken bewegen. Die Kunden sollten etwa beim Fleisch mehr Wert auf Qualität legen.
Die CDU-Politikerin forderte die Deutschen auf, einen höheren Anteil ihres Einkommens für Essen auszugeben. „Da liegen wir mit weniger als zehn Prozent am unteren Ende der Europäischen Union“, sagte Klöckner der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Sie finde es gut, dass sich die Menschen heute mehr als früher für die Methoden der Tierhaltung interessierten. „Dann müssen sie aber auch wissen, dass das mehr kostet – und sagen: Ich esse vielleicht nicht mehr jeden Tag Fleisch, dafür aber besseres.“
Bauernpräsident Joachim Rukwied appellierte an die Kunden, auch bei Bioprodukten zu schauen, „dass es regionale Produkte sind“. Lebensmittel in Deutschland seien im Vergleich sehr hochwertig, müssten aus Sicht der Landwirte aber teurer sein. „Nur 20 Prozent der Verbraucher kaufen bewusst regionale, saisonale, höherwertige Lebensmittel. Viele andere könnten es, tun es aber noch nicht. Die müssen wir noch erreichen“, sagte er den Funke-Medien. Rukwied verwies auf den in Deutschland im Europa-Vergleich geringen Anteil der Ausgaben für Lebensmittel und monierte die Preisgestaltung. Bioprodukte seien in der Herstellung teurer als konventionelle, die Biobauern brauchten daher einen höheren Preis.
Klöckner nannte es unanständig, „wenn der Handel die Kunden mit Dumpingpreisen für Fleisch in den Laden lockt, damit sie dort andere Produkte kaufen“. Nur bei höheren Preisen könnten Tierhalter auch weiterhin in Deutschland produzieren, ohne dass es zu Importen aus Ländern mit niedrigeren Standards komme.
Das millionenfache Kükentöten wird in Deutschland derweil noch mindestens zwei Jahre weitergehen. „Mit großer Anstrengung kann es uns gelingen, bis Ende 2021 aus dem Kükentöten auszusteigen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Vereinbart hatte sie mit der SPD, dass mit der Praxis bereits 2019 Schluss sein sollte. Bislang werden jedes Jahr Millionen männliche Küken vergast, weil sich ihre Aufzucht nicht lohnt. (dpa, taz)
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