Zentralbank gegen Klimakrise: Keine Kohle für Australien

Staaten, die sich beim Klima nicht anstrengen, sind im Nachteil: Schwedens Zentralbank beginnt nun mit dem Divestment.

Schaufellader und Kohlehalde

Kohleabbau in Australien Foto: Daniel Munoz/reuters

STOCKHOLM taz | Die schwedische Reichsbank wird künftig keine Staatsanleihen oder Obligationen mehr bei Staaten oder anderen Ausstellern kaufen, die sich besonders klimaschädlich verhalten. Konkret will sie solche als „braun“ eingestuften Obligationen von Staaten oder anderen Ausstellern nicht mehr kaufen und strebt an, sich von denen, die sie besitzt, zu trennen. Kanada und Australien bekommen das bereits zu spüren.

„Wir haben uns von unserem Bestand an Bonds, die von der kanadischen Provinz Alberta ausgestellt wurden, bereits im Frühjahr getrennt“, ließ der stellvertretende Zentralbankchef Martin Flodén jetzt im Rahmen einer Universitätsveranstaltung wissen: „Kürzlich haben wir das Gleiche mit den Bonds der australischen Teilstaaten Queensland und Western Australia getan.“ Die Begründung: Nach Einschätzung der Reichsbank würden sowohl Kanada wie Australien keine ausreichenden Anstrengungen machen, um den Ausstoß von Klimagasen zu verringern.

Der Klimawandel gehöre zu den größten Herausforderungen unserer Zeit, habe großen Enfluss auf die Wirtschaft und schaffe neue Risiken für die Finanzmärkte, führte der Vizezentralbankchef aus: „Die Reichsbank muss die wirtschaftlichen Folgen analysieren und handhaben. Auch wenn Regierung und Parlament unsere Klimapolitik gestalten, können wir zu einem gewissen Teil zur Klimaarbeit beitragen, wenn wir Nachhaltigkeitskriterien bei den Investitionen unserer Währungsreserven berücksichtigen. Das machen wir nun dadurch, dass wir Aussteller von Obligationen mit einem großen CO2-Fußabdruck ausschließen.“ Begonnen habe man mit Alberta, weil es Zentrum der kanadischen Ölschieferindustrie sei, und mit Queensland und Western Australia wegen der dortigen Kohleförderung.

Ulf Erlandsson, früherer „Bond-Trader“ beim staatlichen schwedischen Pensionsfonds, spricht von einem außerordentlich wichtigen Schritt. Es sei das erste Mal, dass eine nationale Zentralbank ein solches Zeichen setze und mit Verweis auf das Klima begründe, warum man bestimmte Aktivitäten nicht mehr durch den Kauf von Obligationen unterstützen wolle. Tatsächlich verwendeten die fraglichen Teilstaaten ja die über Anleihen geliehenen Gelder dazu, in fossile Projekte zu investieren. Werde ihnen diese Geldquelle zugedreht, könne das durchaus Konsequenzen haben. Beispielsweise könnten sie gezwungen sein, Investoren höhere Zinsen anbieten zu müssen, um auf dem internationalen Markt noch Geld leihen zu können.

Schweden verzichtet auf Geld

Wegen ihrer guten Erträge seien die Obligationen, von denen man sich jetzt getrennt habe, eigentlich durchaus attraktiv gewesen, betonte Flodén. Ohne Details zu nennen, bezifferte er den Anteil, den die Reichsbank bei ihren Währungsreserven von insgesamt rund 52 Milliarden Dollar in unterschiedlichen kanadischen und australischen Anleihen halte, auf etwa 8 Prozent. „Zentralbanker sind ja nicht gerade die typischen Ökos“, kommentierte Keith Stewart, Energiestratege bei Greenpeace Kanada: „Wenn nun auch sie anfangen Staatsobligationen aus Klimagründen auf die schwarze Liste zu setzen, sollten die kanadischen Politiker aufwachen.“

Alberta reagierte zunächst mit Unverständnis. Man habe „die weltweit höchsten Umweltstandards“, betonte eine Sprecherin von Premierminister Jason Kenney: „Wenn die schwedische Zentralbank wirklich etwas gegen den Klimawandel tun will, muss sie mehr in ethische Produzenten wie Alberta investieren. Wir haben dramatische Fortschritte bei der Emissionsreduzierung erzielt.“

Ganz konsequent ist die Nachhaltigkeitsperspektive der Reichsbank allerdings nicht. Was ab jetzt gegenüber ausländischen Anleihen gilt, soll erst einmal nicht für schwedische gelten. Flodén begründet das damit, dass es „in unserer Rolle als Zentralbank nicht angebracht wäre, wenn wir durch Auswahl unter staatlichen Obligationen nach grünen Kriterien versuchen würden, der eigenen Regierung Anreize für eine nachhaltigere Klimaarbeit zu geben“.

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