Studierende sammeln Kleidung: Spenden für Griechenland
Student*innen sammeln für Geflüchtete auf den Ägäischen Inseln. Heute kann an Unis weiter gespendet werden.
Staubkörner wirbeln durch die Luft, als Sadia Khalid Pullis und Hosen faltet und in die beschrifteten Umzugskartons wirft. „Hammer, das hätte ich nicht gedacht, dass so viele Menschen spenden! Wir brauchen mehr Kartons.“ Die Studentin steht gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Celine Höver in dem lichtdurchfluteten Empfangsraum der Mensa Nord in der HU Berlin. Vor ihnen ein Pappschild: „Sachspenden für geflüchtete Menschen in Griechenland“.
„Wir wollen den Menschen auf den Ägäischen Inseln akut helfen. Aber wir wollen auch auf die dortigen Missstände aufmerksam machen“, erklärt Khalid den Anlass für die Aktion. Die Studentin weiß, wovon sie spricht. Mit der NGO Refugees4Refugees war sie selbst für einige Wochen in der Spendenausgabe und Kinderbetreuung auf Lesbos aktiv.
Sie habe sich nicht wie in Europa, sondern wie in einem Krisengebiet gefühlt, erzählt Khalid. Mit diesem Eindruck ist sie nicht allein. Internationale Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen betonen immer wieder, dass die Situation auf den griechischen Inseln vergleichbar sei mit jenen in Kriegsgebieten in anderen Teilen der Welt.
Allein während Khalid auf der griechischen Insel aushalf, kamen dort zwei Kinder ums Leben – eines wurde überfahren, das andere starb bei einem Brand. Die Lage vor Ort sei furchtbar, viele Kinder verletzten sich selbst und seien Gewalt ausgeliefert. „Es ist sehr frustrierend, die Situation zu beobachten,“ meint Höver, die ebenfalls bald vor Ort mit anpacken möchte. „Ob dieses Schreckensszenario bewusst von der EU geschaffen wird, kann ich nicht beurteilen. Aber ein Schreckensszenario ist es definitiv.“
Umso zufriedener ist sie mit der gelungenen Aktion: „Wir haben gesagt: Lass uns mal was machen, das etwas bringt!“ Viele Menschen in ihrem Umfeld hätten die Aktion direkt aufgegriffen und unterstützt. Innerhalb von drei Wochen haben die rund 20 Student*innen in einer gemeinsamen Kraftanstrengung alles auf die Beine gestellt: Geld gesammelt, Unternehmen angefragt, die Werbetrommel gerührt und den Transport mit dem Hamburger Hilfskonvoi organisiert.
Die Gruppe möchte „nicht nur ein Pflaster draufkleben“, so Khalid. Politiker*innen müssten sich endlich für die katastrophale Lage auf den Ägäischen Inseln verantwortlich zeigen. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass hier politische Machtkämpfe auf dem Rücken der Schutzsuchenden ausgetragen werden“, stimmt Höver zu.
Spendenabgabe von 11:00-14:30 in der HU Campus Süd (Durchgang HU Mensa Süd/Orbis) und Mensa Nord, TU (zwischen TU-Mensa und Hauptgebäude), FU (Eingangsbereich der Mensa 2) und Uni Potsdam Campus Golm (Foyer der Bibliothek).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung