: USA fliegen Luftangriffe
Kampfflugzeuge bombardieren die vom Iran gestützte Hisbollah-Miliz in Irak und Syrien. 25 Menschen sterben, über 50 werden verletzt. Hisbollah kündigt Vergeltungsmaßnahmen an
Von Bernd Pickert
US-amerikanische Kampfflugzeuge vom Typ F15E haben am Sonntag Luftangriffe auf drei Ziele in Irak und zwei in Syrien geflogen. Bei den Bombardierungen wurden nach irakischen Angaben mindestens 25 Kämpfer der vom Iran unterstützten Hisbollah-Brigaden getötet, über 50 weitere wurden verletzt.
Die Militärschläge waren offenbar eine Reaktion auf Raketenangriffe der Hisbollah-Brigaden vom vergangenen Freitag auf eine irakische Militärbasis in Kirkuk. Mehr als 30 Raketen waren dabei auf die Basis abgeschossen worden, auf der neben irakischen auch US-amerikanische Truppen stationiert sind. Ein bei den US-Truppen beschäftigter US-amerikanischer Zivilist wurde bei den Angriffen getötet.
Irans Regierung verurteilte die US-Angriffe. „Die USA sollten die territoriale Integrität und die Souveränität des Irak respektieren und sich nicht in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen“, sagte Irans Außenamtssprecher Abbas Mussawi am Montag.
Die Angriffe galten laut US-Angaben sowohl Waffen- und Munitionslagern der Hisbollah als auch einer Kommandozentrale der schiitischen Miliz. „Iran und ihre Hisbollah-Stellvertreterkräfte müssen ihre Angriffe auf US-amerikanische und Koalitionskräfte einstellen und Iraks Souveränität respektieren, um weitere Verteidigungshandlungen der USA zu vermeiden“, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums Jonathan Hoffmann am Sonntag. Verteidigungsminister Mark T. Esper ergänzte, die USA seien zu „zusätzlichen Maßnahmen“ bereit, wenn es nötig werden sollte.
US-Präsident Trump hatte die Militäraktion genehmigt. Am Sonntag flogen Esper und Außenminister Mike Pompeo zu Trumps Landsitz in Mar-a-Lago in Florida, um ihn über den Erfolg der Aktion zu informieren. „Wir haben eine entschiedene Antwort gegeben, die verdeutlicht, was Präsident Trump seit Monaten gesagt hat: Wir werden nicht zusehen, wie die Islamische Republik Iran Aktionen durchführt, die amerikanische Männer und Frauen in Gefahr bringen“, sagte Pompeo am Sonntag gegenüber US-Medien.
Ein Hisbollah-Sprecher kündigte seinerseits Vergeltung für die Angriffe an: Die Antwort werde „so groß sein wie unser Glaube“. Alle Optionen seien offen, sagte er und forderte erneut die USA auf, ihre Truppen aus dem Irak abzuziehen.
Seit dem Sturz des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein durch den US-Einmarsch 2003 haben der Iran und verbündete schiitische Milizen ihren Einfluss im Irak beständig gefestigt. Die Trump-Regierung, die mit der einseitigen Aufkündigung des Atomdeals mit dem Iran erneut auf Konfrontationskurs gegangen ist, hat zwar erklärt, einen offenen Krieg vermeiden zu wollen. Aber, so das frühere US-Sicherheitsratsmitglied Kirsten Fontenrose gegenüber der New York Times, Iran habe deshalb „fälschlich geglaubt, die USA könnten sich nicht flexibel an die Situation vorort anpassen“.
Trump hat zwar mehrfach erklärt, die US-Truppen aus der Region zurückziehen zu wollen – exakt das Ziel aber, den Einfluss Irans und der Hisbollah-Milizen zurückdrängen zu wollen, galt ihm als Begründung zur sogar leichten Aufstockung der Kräfte.
Auch in Somalia haben die USA am Sonntag Luftangriffe geflogen, dort mithilfe von Kampfdrohnen. Ziel der Angriffe seien Kämpfer der islamistischen Terrormiliz al-Shabaab gewesen. Bei drei Angriffen seien vier Terroristen getötet worden, darunter ein ranghoher Kommandeur der Miliz, sagte die US-Kommandozentrale für Afrika am Sonntag. Die Angriffe, eine Vergeltungsmaßnahme für den Terroranschlag vom Samstag in Mogadischu, bei dem fast 100 Menschen getötet worden waren, sei mit den somalischen Behörden abgestimmt gewesen, hieß es weiter. Weder al-Shabaab noch irgendjemand anderes haben sich allerdings bislang zum Anschlag bekannt.
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