Friedenspreis für mutige Frauen

Unbeirrt trotz Folter: die Preisträgerinnen Olga Karatsch (o.) und Vilma Nuñez de Escorcia (u.) Fotos: Nash Dom, CC/Daniel Cima, CC

Haft, Folter, Repressionen: Die Erfahrungen der Frauen, die am Freitagabend mit dem diesjährigen Internationalen Friedenspreis der Bremer Stiftung „Die Schwelle“ ausgezeichnet wurden, machen eindringlich klar, mit welch großem persönlichen Einsatz oft der Kampf für Menschenrechte verbunden ist. „Sie müssen Mut zeigen und beweisen“, sagte am Donnerstag Stiftungsvorstand Anette Klasing. Die mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird an diesem Freitag an Frauen aus Weißrussland, Nicaragua und Israel übergeben.

Unter den knapp 90 Bewerbungen seien besonders viele Frauen gewesen seien, berichtete Klasing. Sie würden trotz massiver persönlicher Nachteile für Menschenrechte kämpfen und auf die Straße gehen. Unter den Preisträgerinnen ist die weißrussische Politikwissenschaftlerin Olga Karatch, die in ihrem Heimatland das Gesicht und treibende Kraft des Menschen- und Bürgerrechtsnetzwerks „Nash Dom“ („Unser Haus“) ist.

Sie sei wegen Terrorverdachts verhaftet, im Gefängnis geschlagen und sexuell bedroht worden, erzählte die Aktivistin: „Ich hatte das Gefühl, ich blicke dem Tod ins Auge.“ Ihr Engagement habe auch Folgen für ihr Familienleben gehabt. Sie sei in dieser Hinsicht sozial isoliert gewesen.

Begegnung mit den Preisträgerinnen: Sa, 16. 11., ab 10 Uhr, Martin-Luther-Gemeinde, Findorff

Viele Angehörige hätten aus Angst den Kontakt zu ihr abgebrochen. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis „hat es Jahre gebraucht, um die Kontakte wieder aufzubauen“.

Gefängnis und Folter musste auch die nicaraguanische Anwältin Vilma Nuñez de Escorcia erdulden. Sie kämpft seit den 1970ern in ihrem Heimatland für Menschenrechte. Unter anderem vertrat sie unentgeltlich politische Gefangene vor Gericht und leitete die Nationale Menschenrechtskommission. 1990 gründete sie das regierungs- und parteienunabhängige nicaraguanische Zentrum für Menschenrechte. „Ein Recht, das man nicht verteidigt, ist ein Recht, das man verliert“, stellte die 80-Jährige klar.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die „Women Wage Peace“-Bewegung aus Israel, die sich seit 2014 für ein Friedensabkommen zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt. Sie ist nach eigenen Angaben mit etwa 50.000 Mitgliedern die größte Basisbewegung in Israel. Mit dem internationalen Friedenspreis werden seit 2003 alle zwei Jahre Persönlichkeiten und Initiativen geehrt, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Umwelt einsetzen. (epd/taz)