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heute in berlin„Bürgerräte auf Bundesebene sind sinnvoll“

Foto: privat

Kerstin Laubvogel, 57, arbeitet in der persönlichen Assistenz und war als eine von sechs Bremer Vertreter*innen beim Bürgerrat Demokratie in Leipzig.

Interview Alina Götz

taz: Frau Laubvogel, Sie waren beim ersten Bürgerrat Demokratie dabei. Wie kam es dazu?

Kerstin Laubvogel: Wir wurden gelost. Die meisten haben gezweifelt, ob die Einladung zu der Tagung echt ist. Damit rechnet man ja nicht! Uns wurde vor Ort dann erklärt, wie das Verfahren war: Es wurden Gemeinden ausgewählt und dort um Adressen gebeten. Bei der Auswahl habe man auf Geschlecht, Alter und Bildungsschicht geachtet – um Menschen zu finden, die die Bevölkerung in Deutschland wirklich widerspiegeln.

Was passierte bei der Tagung?

An zwei Wochenenden haben wir uns getroffen, erst mal als absolut Fremde. Aber alle haben sich wertgeschätzt gefühlt, hier mitmachen zu dürfen! Es gab ein ziemlich straffes Programm: Inputs zu Volksbegehren, Lobbyismus, Beteiligungsmodellen in der Schweiz und Irland und runde Tische. Dort haben wir zu acht mithilfe einer Moderation überlegt, wie wir unsere Demokratie erweitern können. Und wir haben darüber diskutiert, ob es Sinn macht, wenn sich Menschen zu Themen Gedanken machen, in denen sie gar nicht drinstecken.

Und, ist es das?

Ja! Du kannst dich überall einbringen. Das war ja bei uns genauso, deswegen herrschte darüber auch Konsens.

Welche sind die Forderungen des Rates, die heute in Berlin an die Politik übergeben werden?

Wir finden es sinnvoll, Bürgerräte wie unseren für verschiedene Themen auf Bundesebene zu installieren, genauso wie mehr Volksentscheide. Aus der Schweiz wurde uns auch berichtet, dass durch geplante Volksentscheide bereits Gespräche angeregt und Kompromisse gefunden werden.

Sind Sie heute in Berlin mit dabei?

Ich wäre sehr gerne hingefahren, aber ich gehe arbeiten.

Tag für die Demokratie: Übergabe der

an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, 12 Uhr, Berlin

Wie geht es mit den Forderungen weiter?

Das Projekt vom Verein Mehr Demokratie läuft noch weiter. Der Prozess der Umsetzung soll bis 2021 begleitet werden, damit die erarbeiteten Unterlagen nicht einfach in einer Schublade verschwinden.

Nehmen Sie diese Ideen auch nach Bremen mit?

Ich wohne erst knapp drei Jahre in Bremen, daher kenne ich mich nicht so gut aus. Aber natürlich kann ich mir das grundsätzlich überall vorstellen, zufällig geloste Bürger zu verschiedenen Themen diskutieren zu lassen.

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