piwik no script img

Im Rhythmus der Natur

Anthroposophische Pflegeprodukte enthalten dynamisch angebaute und somit vitale Pflanzenrohstoffe

Gesichtscreme, Zahnpasta oder Kajal können nach anthroposophischen Richtlinien hergestellt und, wenn sie die Auflagen erfüllen, mit dem Demeter-Siegel gekennzeichnet sein. Im Vergleich zur klassischen Naturkosmetik ­gehen diese Produkte noch einen Schritt weiter: So darf etwa nach den Biorichtlinien bei der Herstellung von Pflanzeninhaltsstoffen synthetischer Dünger eingesetzt werden. Bei biodynamischer Kosmetik hingegen ist nur organisches Düngen erlaubt. Die chemische Schädlingsbekämpfung ist sehr viel eingeschränkter. Tierversuche sowie Produkte von toten Tieren sind verboten.

„Es geht darum, den natürlichen Rhythmus der Pflanzen zu nutzen, um ihre Vitalkräfte auch in den Extrakten zu erhalten“, sagt Martina Gebhardt, deren gleichnamige Kosmetiklinie das orangefarbene Demeter-Logo auf der Verpackung trägt. Nach den Lehren Rudolf Steiners spielt vor allem die Saat und Ernte zu bestimmten Mondphasen eine wichtige Rolle: „Pflanzen haben, wenn sie zu einem bestimmten Zeitpunkt geerntet werden, ein höheres Maß an formgebenden und harmonisierenden Kräften“, so Gebhardt. „Als ich in den 1970er Jahren meine ersten Pflanzenextrakte entwickelte, bemerkte ich, dass sich zum Beispiel die Haltbarkeit nach dem Erntezeitpunkt der Pflanzenrohstoffe unterschied.“

Ein biodynamischer Anteil von 90 Prozent bei den Pflanzenrohstoffen, keine synthetischen Zusätze, hohe biologische Abbaubarkeit: Die Auflagen für biodynamische Demeter-Kosmetik sind streng. Bislang wurden neun Marken zertifiziert, darunter Primavera Life, Lakshmi oder Taoasis. Einige davon stehen bei Monika Kruse, Inhaberin des Fachgeschäftes für Naturkosmetik und Kosmetiksalons Tiaré in Berlin-Prenzlauer Berg, im Regal. „Durch die extremen Anbaubedingungen von der Saat bis zur Ernte werden die Rohstoffe viel energetischer, die komplexen Inhaltsstoffe der Pflanzen bleiben weitgehend erhalten und sorgen für eine höhere Wirksamkeit des Hautpflegeproduktes“, beschreibt sie die Vorteile. „Unsere Haut ist so konzipiert, dass sie komplexere Wirkstoffe besser aufnehmen und verstoffwechseln kann als isolierte Rohstoffe.“ Allerdings seien Produkte mit Demeter-Zertifikat in der Naturkosmetik-Branche eher die Ausnahme als die Regel, denn viele Marken seien zu groß, als dass sie die benötigten Rohstoffmengen in der erforderlichen Qualität aus biodynamischem Anbau bekämen, so Krause.

Weleda, das von Rudolf Steiner gegründete und folglich stark anthroposophisch inspirierte Unternehmen aus Schwäbisch Gmünd, spricht auf der Verpackung von „ganzheitlicher Naturkosmetik“. „Wenn wir nach einer Pflanze suchen, schauen wir, wie sie wächst, blüht, die Feuchtigkeit hält und mit dem Klima umgeht“, so Sprecher Theo Stepp. „Wichtig ist uns auch, dass sie möglichst biodynamisch angebaut wurde, weil das für uns der Goldstandard des Anbaus ist, die größte Rohstoffmenge verspricht und weil dieser Anbau ein Beitrag zu einer gesunden Natur ist.“

Nicht alle Kosmetikprodukte können die Auflagen erfüllen. „In Shampoos sind Tenside; Lippenstifte enthalten als roten Farbstoff Cochenille aus Läusen oder synthetische Stoffe“, so Martina Gebhardt. „Deshalb gibt es in meiner Kosmetiklinie keine dekorative Kosmetik und kein Shampoo.“

www.demeter.de/naturkosmetik

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen